„In der Transformation muss gut kommuniziert werden“

„In der Transformation muss gut kommuniziert werden“

Digitalisierungsexperte Markus Schunk leitet HRworks, eine Fima, die sich auf cloudbasierte Software für die Personalfunktion spezialisiert hat. In seiner Rolle erlebt er täglich, welche Wellen die Transformation in Unternehmen schlägt. Am besten durch die aufgewühlte See, so seine Erfahrung, steuern Führungskräfte, die Veränderung als Chance begreifen und anderen Menschen davon überzeugen können. Wieso das in der Tech-Branche leichter fällt und warum er kein Fan von Remote Only ist, erzählt Markus Schunk im Interview.

Wie lautet Ihr Selbstverständnis als Führungskraft auf den Punkt gebracht?

Ich höre gerne in mich hinein, wenn ich eine neue Führungsaufgabe starte: Fühle ich mich wohl? Habe ich Selbstvertrauen? Bin ich überzeugt, von dem, was ich tue? Wenn das alles so ist, kann ich das in Leidenschaft übersetzen und in der Interaktion mit den Menschen übertragen. Ich bin niemand, der im Status denkt, sondern gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen über Ziele und Visionen an Themen arbeitet. Ich gebe viel Einsatz, fordere den auch von anderen und schenke dafür Vertrauen. Mir ist Beständigkeit wichtig. Ich glaube an langfristige menschliche Beziehungen, die ja auch die Grundlage von Führung sind, damit man langfristig an Strategien und an Zielen arbeiten kann.

Sie beschreiben Ihre Rolle als stark kommunikativ geprägt. Kommunikation ist ein wichtiger Schlüssel in der Führung. Gibt es bestimmte Prozesse oder Faktoren, die Sie da erfolgreich machen?

Ich stimme zu, das ist ein wichtiger Faktor. In unserer heutigen Welt verändern sich Dinge schnell. Transformationen muss man immer gut kommunizieren. Ich versuche mich in die Rolle des Gegenübers zu versetzen und zu verstehen, warum Dinge gemacht werden, wie sie gemacht werden. Ich will das Umfeld, in dem ich mich bewege, verstehen. Wir bei HRworks wollen jetzt Plattformen schaffen für Information, aber auch für Austausch über alle Ebenen hinweg. Denn Feedback finde ich wichtig. Das können All-Hands-Meetings sein, Quartals-Meetings, Mitarbeiter-Umfragen – alles Instrumente des Dialoges und der Kommunikation. Dafür braucht es Nähe und Offenheit. Das gelingt uns schon ganz gut, ist mein Eindruck. Hinzu kommt, dass wir ein schnell wachsendes Unternehmen sind. Jeden Monat begrüßen wir neue Leute bei uns. Deswegen ist es auch wichtig, essenzielle Dinge wiederholt zu sagen, etwa was unsere Strategie ist, wie wir uns im Markt positionieren, was unsere Werte sind und was unsere Kultur ausmacht. Das sollte man nie vergessen, damit alle Menschen im Unternehmen das verinnerlichen.

Wie wurden Sie zu der Führungskraft, die Sie heute sind? Was oder wer hat Sie geprägt?

Wenn ich zurückschaue, hat mich mein Leben geprägt. Das hört sich jetzt natürlich sehr verallgemeinert an, aber so ist es nun mal. Die Herkunft spielt eine wichtige Rolle, die Familie, die Erziehung, soziale Kontakte. Das ist die Basis, in der man groß wird. Dann hat natürlich jeder seine Eigenschaften. Ich war schon als Kind jemand, der interessiert war, der sich einbringen wollte, der seine Meinung kundgetan hat, der gerne mitgestaltet hat. Ich habe auch immer gerne gelernt und zugehört, was andere mir erzählen, um mir meine Meinung zu bilden. Solche Einflüsse lassen einen zu der Person reifen, die man wird. Die beruflichen Erfahrungen kommen dann hinzu. Ich glaube, wenn man Lust hat, mit Menschen zu interagieren, mit Menschen zusammenzuarbeiten, kann man eine Führungspersönlichkeit werden. Es ist eine Entwicklung über Jahre, die ich nicht geplant habe.

Was ist Ihr USP als Führungskraft?

Ob das jetzt einzigartig ist, weiß ich nicht, aber: Mir wird immer wieder mal zurückgespielt, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, meine Kolleginnen und Kollegen, meine Mitmenschen wirklich den Markus Schunk bekommen, der ich auch bin. Ich bin sehr authentisch – in beide Richtungen. Wenn ich super zufrieden bin, lobe ich gerne. Wenn mich Dinge stören, teile ich das ebenfalls ganz unpolitisch mit. Das ist das eine. Was ich weiter bei mir feststelle, ist, dass ich ein sehr rational denkender und analytisch agierender Mensch bin, der dennoch bei Entscheidungen und bei Betrachtung von Situationen extrem auf das Bauchgefühl hört. Diese Balance zwischen Rationalität und Emotionalität hilft mit oft, bessere Entscheidungen zu treffen.

Hat die VUCA-Welt Implikationen auf Ihren Führungsstil? Wie gehen Sie in einem Umfeld, das von Unsicherheit geprägt ist, als Führungskraft mit gutem Beispiel voran?

Ich habe das große Glück, dass ich in dieser Welt der Veränderung und Schnelllebigkeit in den vergangenen Jahren stets bei Unternehmen arbeiten durfte, die diese Veränderungsprozesse proaktiv und innovativ mitgestaltet haben. Durch eine positive Einstellung, eine positive Unternehmenskultur, eine positive mitgestaltende Philosophie, die Chancen sieht statt nur Bedrohungen. Wir haben jetzt bei HRworks eine extrem junge Belegschaft. Wir sind im Durchschnitt 29 Jahre alt. Die Leute kommen von der Uni, sind nicht ängstlich, sondern neugierig, und haben Lust mitzugestalten. Angst zu haben und eine Art Wagenburg um sich herum zu bauen, ist der falsche Weg. Diese Überzeugung selbst zu haben und den Menschen mitzugeben, ist für Führungskräfte entscheidend. Natürlich wird die Welt immer schneller, gibt es immer mehr Einflussfaktoren von außen. Ein gutes, aktuelles Beispiel ist Künstliche Intelligenz. Wie schnell so etwas vor der Haustüre steht! Jetzt müssen wir überlegen, welchen Einfluss KI haben wird. Ist sie geschäftsgefährdend? Oder ist es vielleicht sogar eine Technologiekomponente, die wir gewinnbringend oder effizienzsteigernd einsetzen können? Das macht Spaß, wenn man positiv gestimmt ist und zuvorderst die Chancen sieht, besser zu werden und für die Kunden noch bessere Lösungen anzubieten.

Würden Sie sagen, dass die Softwarebranche generell eine sehr offene Haltung gegenüber Veränderungen hat? Dass Veränderungen als Chancen willkommen geheißen und umarmt werden?CTA Executive Search Making The Difference Interview Serie

Grundsätzlich glaube ich schon, dass man sich in diesem Umfeld leichter tut, weil die Leute schon offener sind, weil die Leute veränderungswilliger sind. Auf der anderen Seite ist der Mensch grundsätzlich ein Wesen, das Sicherheit braucht. Jeder, egal in welchem Umfeld. Das ist auch meine Erfahrung. Sie können in dem innovativsten Umfeld sein und trotzdem werden die Menschen auch ein Gefühl von Sicherheit benötigen. Da sind wir wieder bei der Kommunikation. Ich glaube, es ist bei stetigem Wandel immer wieder wichtig zu sagen, dass man selbst den Wandel mitgestaltet und dadurch Erreichtes sichert und verbessert.

Wie würden Sie den Purpose in Ihrem Unternehmen umschreiben?

Wir haben uns in einer strategischen Diskussion die Zeit genommen, herauszufinden, wo in diesem breiten und dynamischen HR-Tech-Markt unsere Positionierung ist und was unsere Daseinsberechtigung ist. Daraus lässt sich dann ableiten, wie wir hier fachlich arbeiten, welche Werte wir haben und was unsere Mission ist. Letztendlich ist die sehr simpel: Wir wollen einen wesentlichen Beitrag für die Personalarbeit von kleineren und mittleren Unternehmen in Deutschland leisten. Die wollen wir mit unserem Produktportfolio möglichst gut unterstützen über die ganze Palette hinweg, vor allem in den administrativen Standard-Prozessen, aber auch im Recruiting, der Mitarbeiterbindung, bei Abrechnungen, Reisetätigkeiten oder der Urlaubsverwaltung. Wir wollen unsere Kunden zu Fans machen. Eine nützliche Software gepaart mit einem starken Service. Das macht uns aus. Das ist unser Purpose, für den wir morgens aufstehen und der uns hilft, jeden Tag ein bisschen besser zu werden.

Jetzt hat sich seit Corona in Deutschlands Unternehmen einiges geändert. Wir reden über Führung auf Distanz, wir reden über Mitarbeitende im Homeoffice. Wie sieht Ihre Führung in diesem New Normal aus?

Wir sind als Softwareunternehmen extrem privilegiert, denn wir können alles machen: Wir können hybrid arbeiten, wir können mobil arbeiten, wir bieten Workation an, weil wir flexibel von fast allen Orten dieser Welt aus aktiv sein können. Was nicht jedem vergönnt ist, das möchte ich an der Stelle auch mal sagen. Es hat sich viel getan, und ich begrüße das extrem. Da gibt es nicht das eine Patentrezept, sondern jedes Unternehmen muss für sich den richtigen Weg finden. Wir haben sehr früh in dieser ganzen Diskussion für uns eine klare Linie definiert: Wir wollen die Leute stärker miteinander verbinden. Ich glaube an die Identifikation und ich glaube an Teams und ich glaube an Kollaboration. Und das funktioniert nicht, wenn ich meine Mitarbeiter und Kollegen noch nie getroffen habe. Wenn ich meine Kunden gar nicht kenne, weil ich nur im Homeoffice sitze. Das ist schwierig, zumindest aber eine Herausforderung. Ich sage nicht, dass es unmöglich ist. Doch es wird von den Mitarbeitenden immer wieder explizit genannt: Das Team ist ein großes Asset bei uns. Wir machen hier Teamsport. Deshalb, bei allen Freiheitsgraden, die es auch bei uns gibt, kommen wir zwei, drei Mal in der Woche auch im Büro zusammen und arbeiten an den Themen. Das ist auch für die neuen, jungen Leute wichtig, die wir jeden Monat einstellen und die einen Ansprechpartner brauchen, die vielleicht mal Fragen haben. Die Arbeitswelt ist viel schöner, abwechslungsreicher und flexibler geworden. Aber das hat in meinen Augen auch Grenzen.

Welche Haltung und welche Skills benötigen Sie, um Wachstum für sich persönlich oder das Unternehmen, für das Sie arbeiten, in Zukunft zu ermöglichen?

Die grundlegenden Eigenschaften, die man braucht, sind Offenheit, Lernwilligkeit, die Bereitschaft, neue Wege zu gehen und sich stetig zu reflektieren. Denn Transformation ist ständig. Wir werden heute keinen Fünfjahresplan haben, der einfach so bestehen bleibt. Selbst wenn wir dieses Zielbild hätten, werden wir uns trotzdem immer wieder hinterfragen müssen. Das Ziel ist vielleicht klar, aber ist der Weg dorthin der richtige? Müssen wir nochmal adjustieren, müssen wir vielleicht auch mal Dinge ausprobieren? Man muss bereit sein, zu scheitern und eine positive Fehlerkultur leben. Die Haltung muss einfach sein: Egal wie wir es tun, wir vertrauen uns wechselseitig.

Angenommen, Sie dürften drei Personen mit auf eine einsame Insel nehmen, um nach ihrer Rückkehr eine bessere Führungskraft zu werden. Welche drei Personen würden Sie sich aussuchen und warum?

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich niemals auf eine einsame Insel gehen würde…

Dann stellen wir die Frage anders. Angenommen, Ihnen bliebe keine andere Wahl, als auf die einsame Insel zu gehen, doch Sie dürften sich drei Personen aussuchen, die Sie begleiten und Sie dort zu einer besseren Führungskraft machen. Welche wären das?

Ich würde zwei ganz Fremde aussuchen, gerne auch kulturfremd oder in einem ganz anderen Bereich tätig, vielleicht auch viel älter oder viel jünger, um dann wirklich konfrontiert zu werden mit Fragen, die mich herausfordern. Und als dritte Person würde ich jemanden nehmen, der mich inspiriert. Jemand, der Eigenschaften besitzt, mit denen ich mich identifizieren kann und wo mich interessieren würde, was diese Person erfolgreich macht. Da fallen mir Namen ein – weil ich aus dem Sportbereich komme – wie Jürgen Klopp. Oder aus der Politik, leider schon verstorben, Helmut Schmidt, der mit seiner Art und Weise eine Führungsperson war. So jemanden, der sehr leidenschaftlich, authentisch und anpackend war und in der Form sogar ungewohnt oft unpolitisch agiert hat, würde ich mir heute im politischen Dasein wünschen.

 

Über den Gesprächspartner:

Markus Schunk ist seit 2020 CEO von HRworks. Das Unternehmen zählt mit seinen 25 Jahren Erfahrung zu den Marktführern in der DACH-Region in Sachen cloudbasierte HR-Lösungen. Schunk ist ein Management-Experte der ersten Stunde für digitale Geschäftsmodelle und verfügt über langjährige Erfahrung in der Entwicklung und im Ausbau digitaler Plattformen und skalierbarer SaaS-Unternehmen. Seine Expertise hat er bereits bei KPMG und Holtzbrinck Digital (u.a. Parship und MyHammer) erfolgreich eingebracht. Ihn faszinieren die ökonomischen Perspektiven und Chancen der digitalen Transformation. Markus Schunk lebt in München und arbeitet in Freiburg, Frankfurt und Berlin.

 

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Jan Diekmann | E-Mail: Jan.Diekmann@kienbaum.de | Tel.: +49 30 88 01 99-49

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