Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft: Wie Vytal Führung versteht

Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft: Wie Vytal Führung versteht

Tim Breker ist Mitgründer und Geschäftsführer des Startups Vytal. Im Interview beschreibt er, wie sich seine Führungsrolle bei Vytal seit der Gründung entwickelt hat. Erfahren Sie, welche Rolle EU-Regulierungen für Vytal spielen und wie das Unternehmen aktiv an der Gestaltung von Verpackungsregulierungen teilnimmt. Lernen Sie einen Führungspionier kennen, der durch Kompetenz und Glaubwürdigkeit überzeugt.

Was macht „gute Führung“ für Dich persönlich aus?

Für mich persönlich besteht “gute Führung” aus Authentizität, klarer Kommunikation, einer offenen Fehlerkultur und Ambition. Authentizität ist entscheidend, da es wichtig ist, ehrlich und transparent zu sein, um Vertrauen aufzubauen. Klare Kommunikation schafft Klarheit und Verständnis innerhalb des Teams, was zu einer effektiven Zusammenarbeit beiträgt. Eine offene Fehlerkultur ermöglicht es, aus Fehlern zu lernen, anstatt sie zu verbergen, und fördert eine Umgebung des kontinuierlichen Lernens. Schließlich ist Ambition wichtig, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen und das Team zu motivieren und Höchstleistungen zu erzielen.

Tim Breker ist Mitgründer und Geschäftsführer von Vytal 


Der Gründer studierte nach seinem BWL-Studium, Public Policy und promovierte in Sozial-Kognitiver Psychologie. Sein Engagement für gesellschaftliche Herausforderungen zeigt sich in unternehmerischen Ansätzen. Als Teach First Deutschland Fellow gründete er von 2011 bis 2016 ein Schulkiosk-Franchisenetzwerk, betrieb Schülerfirmen an 14 Schulen in NRW und förderte Jugendliche im Unternehmertum. Danach sammelte er weitere Erfahrungen bei der Boston Consulting Group und dem Kölner Startup Homelike.

 

Was oder wer hat Dich als Führungskraft geprägt?

Meine Zeit als Teach First Deutschland Fellow hat mich als Führungskraft maßgeblich geprägt. Während dieser Zeit habe ich Jugendliche nicht nur unterrichtet, sondern auch gemeinsam mit ihnen Projekte durchgeführt. Das Teach First Leadership-Programm hat mich besonders beeinflusst, da es auch Menschen ohne Lehramtsstudium auf Führungsaufgaben vorbereitet hat. Der Einsatz an einer Brennpunktschule, bei dem die Hälfte meiner wöchentlichen Stunden für Projekte und die andere Hälfte für den Unterricht verwendet wurde, hat mir vielfältige Einblicke in die Herausforderungen des Bildungsbereichs gegeben.

Besonders prägend war die Erfahrung im Schulkiosk-Projekt, bei dem ich Wirtschaft und Unternehmertum unterrichtet habe. Dabei habe ich gelernt, wie wichtig es ist, Jugendlichen und Mitarbeitern zu vermitteln, dass ihre Fähigkeiten entwickelbar sind. Die Idee der Selbstwirksamkeit und sichtbare Fortschritte zu machen, hat den Jugendlichen und mir ein sehr motivierendes Gefühl vermittelt. Dieses Erlebnis, inspiriert von Teach For America in den USA, hat meinen Fokus auf den sozialen Einfluss und die Möglichkeit einen positiven Beitrag zu leisten, verstärkt.

Wie setzt sich ein gutes Gründerteam zusammen?

Ein erfolgreiches Gründerteam zeichnet sich meiner Meinung nach durch das harmonische Zusammenspiel von komplementären Persönlichkeiten, offener und ehrlicher Kommunikation sowie tiefem Vertrauen aus. Die Komplementarität der Persönlichkeiten ermöglicht es, verschiedene Fähigkeiten und Sichtweisen im Team zu vereinen, was die Gesamtleistung stärkt.
In unserem Fall erwies sich als besonders positiv, dass zwei von drei Gründern während der Gründungsphase Kinder bekamen und der dritte bereits Kinder hatte. Dies schuf ein besonderes Verständnis für Lebensveränderungen im Team, und alle Mitglieder konnten sich gut mit dieser Situation identifizieren. Dieser gemeinsame Bezug hat bei uns eine starke Teambindung gefördert und schuf ein unterstützendes Umfeld, in dem persönliche Herausforderungen gemeinsam bewältigt wurden.

Beschreibe doch mal Deine Führungsrolle bei Vytal: Wie hat sich diese seit der Gründung gewandelt? (1-2 Beispiele)

Kurz nach der Gründung von Vytal haben wir noch kein richtiges Team gehabt, daher lag der Fokus meiner Führungsrolle stark auf Selbstführung. Das erforderte eigenoperatives Arbeiten und das Vorangehen mit gutem Beispiel. In dieser Phase bestand meine Aufgabe darin, ein kleines Team aufzubauen, zunächst mit Werkstudierenden und schließlich mit den ersten festen Mitarbeitern.

Eine entscheidende Entwicklung war die Einstellung der ersten Mitarbeiter während der Corona-Zeit, ausschließlich im Remote-Modus. Hierbei war es besonders wichtig, trotz der räumlichen Distanz eine digitale persönliche Beziehung aufzubauen. Das Individuelle Feedback zur Arbeit und persönliches Coaching waren in dieser Phase von entscheidender Bedeutung.

Mit dem Wachstum des Teams änderte sich die Führungsrolle dann erheblich. In der nächsten Wachstumsphase haben wir neue Führungskräfte eingestellt. Dies bedeutete für uns Gründer weg vom operativen Geschäft zu rücken. Eine Herausforderung bestand darin, keinen direkten Einfluss auf die Operative zu haben und damit „okay“ zu sein.

Ein Kernfaktor für unseren Erfolg bleibt, dass niemand das Unternehmen so gut kannte wie die Gründer. Jedoch kannten die neuen Führungskräfte ihre Fachbereiche sehr gut. Es war entscheidend, das jeweilige Wissen zu übertragen, was letztendlich zu unserem Erfolg und einer hervorragenden Zusammenarbeit führte.

Welche Rolle spielen die neuen EU-Regulierungen für Vytal, insbesondere in Bezug auf Führungsebenen, Selbstführung und die Interaktion mit der Gesellschaft?

Die Führungsdynamik bei Vytal erstreckt sich über verschiedene Ebenen, einschließlich der Führung von sich selbst, der Führung anderer und der Führung des Unternehmens als Ganzes. Dieser Dreiklang erstreckt sich weiter auf die Führung der Gesellschaft und die Förderung von Innovationen. In Anbetracht des regulatorischen Kontextes und des Marktumfelds, in dem wir tätig sind, spielen diese Aspekte eine entscheidende Rolle.

Besonders hervorzuheben ist unsere aktive Rolle im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, die nicht nur wichtig ist, sondern geradezu unerlässlich für unser Unternehmen ist. Hierbei geht es nicht nur um die traditionelle Führung von Unternehmen, sondern auch um eine spezielle Form der Führung, die nicht automatisch gegeben ist. Vielmehr müssen wir uns diese durch Kompetenz und Glaubwürdigkeit erarbeiten.

Als digitales Unternehmen, das Daten über Mehrwegnutzung besitzt, haben wir das Privileg diese einsetzen zu können, um als Thoughtleader und Mitentscheider in der Verpackungsregulierung agieren zu können. Unsere Rolle erstreckt sich auch darauf, als Verbandsvertreter mit der Gesellschaft, insbesondere auch der Politik, zu interagieren und in dieser zu führen.

Deine Meinung in einem Satz zu:

> Unternehmenskultur: Große Herausforderung in Remote-frist Firmen.

> Workations: Riesenvorteil von Remote-first Firmen. Vytalisten lieben es.

> Sustainability: Jeder packt da an, wo er gut anpacken an und entwickelt seine Wirkung von dort aus weiter.

xdeck und Kienbaum haben sich zusammengeschlossen, um Organisationen bei der Weiterentwicklung zu helfen und sie für die Arbeitswelt der Zukunft vorzubereiten. xdeck ist Deutschlands erste Early-Stage-Venture-Plattform von Gründer:innen, für Gründer:innen, die Early-Stage-Tech-Start-ups bei Prozessautomatisierung, Künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeitstechnologie im B2B-Bereich unterstützt. Kienbaum bietet Personal- und Managementberatung für Unternehmen jeder Größe und identifiziert und befähigt Organisationen und Führungskräfte, den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden. xdeck und Kienbaum arbeiten gemeinsam an einem People Management Tool sowie an einer Interviewreihe, welche das Thema Führung in jungen Start-ups näher beleuchtet. Im Fokus stehen dabei die Fragen, welche Art von Führung in einem Start-up-Umfeld besonders zielführend ist und ob sich dieser Ansatz im Laufe der Unternehmensentwicklung verändert. Dabei richten wir unser Augenmerk auf das individuelle Führungsverständnis der Gründer:innen, die Art und Weise, wie sie mit ihren Mitarbeitenden kommunizieren und wie sie mit Herausforderungen umgehen. Unser Ziel ist es, durch diese Interviews ein umfassenderes Verständnis von Führung in Start-ups zu erlangen.


 

Über das Startup Vytal

Gegründet mit dem Ziel der Veränderung: Vytal strebt danach, zur weltweit führenden Technologieplattform für Kreislaufwirtschaft und Mehrweg zu werden. Basierend auf Vytal’s Circular ERP System ersetzen Mehrwegprodukte unnötige Einwegverpackungen und ermöglichen einen nachhaltigen und zukunftsorientierten Lebensstil für jeden. Mit der Einführung einer pfandfreien und digitalen Mehrweglösung bringt Vytal Gastronomiebetriebe, Einzelhändler, Lieferdienste und andere Kooperationspartner mit Menschen zusammen, die Speisen und Getränke ohne unnötige Einwegverpackungen genießen möchten. Dieser Einsatz brachte das Unternehmen in die von Jung von Matt geführte Liste der Top 50 Startups im Jahr 2022. Derzeit sind etwa 60 Mitarbeiter in ganz Europa für VYTAL tätig.


 

Kienbaum Führungskräfte-Experte Jens Bergstein zum Thema

Jens BergsteinTim Breker von Vytal verkörpert einen modernen Führungsstil, der auf Authentizität und der Förderung einer offenen Fehlerkultur basiert. Seine Führung ist geprägt von einem starken Engagement für gesellschaftliche Herausforderungen und einer Vision, die auf Nachhaltigkeit und Innovation ausgerichtet ist. Ganz gleich, ob Gründer:innen und Führungskräfte ihre Arbeit einem höheren Sinn unterstellen oder nicht – es ist stets hilfreich eine inspirierende Vision zu entwickeln. Eine klare Vision und ambitionierte Ziele sind wichtige Treiber für das Engagement und die Leistungsfähigkeit eines Teams. Führungskräfte sollten ihre Teams dazu motivieren, gemeinsame Ziele zu verfolgen, um Höchstleistungen anzustreben.

In einem noch jungen Startup ist es essentiell, seine Führungsrolle an die Bedürfnisse eines wachsenden Teams anzupassen. Der Austausch in Netzwerken mit erfahrenen Gründer:innen oder professionelle Begleitung in der Führungskräfteentwicklung können einen entscheidenden Beitrag zum nachhaltigen Erfolg des Unternehmens beitragen.