„Gute Führung braucht Durchhaltevermögen, Entschlossenheit und eine klare Vision”

„Gute Führung braucht Durchhaltevermögen, Entschlossenheit und eine klare Vision”

Offenheit, Vertrauen und persönliche Entwicklung sind Oliver Eischet, Co-Founder & CEO bei specter automation, im Umgang mit seinen MItarbeitenden besonders wichtig. Im Gespräch mit Kienbaum.... spricht er in der Interviewreihe "Leadership Journeys: Founders" über seine Rolle als Führungskraft, warum das Unternehmen seiner Eltern ihn stark geprägt hat und welchen Mehrwert Diversität Unternehmen bietet. Gemeinsam mit Start-up Führungskräften möchten wir in der Interviewreihe das Thema Leadership in jungen Start-ups untersuchen.

Oliver Eischet ist Co-Founder und CEO des Construction Tech-Start-ups specter automation.

Der hochmotivierte Gründer versucht mit seinen Mitgründern die Baubranche in das digitale Zeitalter zu bringen. Gemeinsam mit seinem Team entwickelte er eine innovative Software-Lösung, die umfangreiche Projektdaten digital erfasst, übersichtlich darstellt und zudem Ineffizienzen und Planungsfehler aufzeigt. Dabei setzen sie auf eine nutzerzentrierte Entwicklung, um die Implementierung in der Bauindustrie zu erleichtern und den Mehrwert der Digitalisierung direkt erlebbar zu machen.

 

Was macht „gute Führung“ für Dich persönlich aus?

Gute Führung bedeutet für mich, ein Umfeld zu schaffen, in dem Offenheit, Vertrauen, persönliche Entwicklung und individuelle Anpassung des Führungsstils an die Mitarbeitenden im Fokus stehen. Kommunikation bildet dabei das Fundament, um ein erfolgreiches und harmonisches Arbeitsumfeld zu gestalten. Zunächst sollte ich mir als Führungskraft darüber im Klaren sein, was mir von meinen Mitarbeitenden wichtig ist. Ich schätze vor allem Offenheit, Teamgeist und Vertrauen. Diese Aspekte sind für mich essenziell, da sie eine positive Arbeitsatmosphäre schaffen, die Motivation und das Engagement fördern und somit zum Unternehmenserfolg beitragen. Gleichzeitig ist es mir wichtig, dass das Wachstum und die persönliche Entwicklung meiner Mitarbeitenden gefördert werden. Denn im Startup-Umfeld ist es entscheidend, Talente anzuziehen und langfristig an das Unternehmen zu binden. Wenn die Mitarbeitenden die Möglichkeit haben, sich beruflich weiterzuentwickeln und ihre Kompetenzen zu entfalten, wird dies nicht nur ihre Zufriedenheit steigern, sondern auch ihre Leistungsfähigkeit erhöhen.

Gleichzeitig bin ich fest davon überzeugt, dass es keinen universellen Führungsansatz gibt, der auf alle gleichermaßen angewendet werden kann. Obwohl ich meinen Führungsstil als kollegial, nah an den Mitarbeitenden und auf Augenhöhe beschreibe, ist es dennoch wichtig, dass ich mich auf die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen einstelle. Jeder Mensch ist einzigartig und hat unterschiedliche Arbeitspräferenzen. Indem ich meinen Führungsstil anpasse, kann ich sicherstellen, dass meine Mitarbeitenden effizient und effektiv arbeiten können. Das wichtigste Element in guter Führung ist für mich jedoch Kommunikation. Es geht nicht nur darum, klare Anforderungen zu formulieren, sondern auch regelmäßiges Feedback zu geben und offene Dialoge zu ermöglichen. Durch offene Kommunikation entsteht Verständnis, Konflikte können vermieden oder frühzeitig gelöst werden und die Teammitglieder fühlen sich gehört und wertgeschätzt.

Was oder wer hat Dich als Führungskraft geprägt?

Verschiedenste Einflüsse haben mich und meinen Führungsstil über die Jahre geprägt und tun dies auch weiterhin. Einer der entschiedensten Einflussfaktoren ist hierbei das Familienunternehmen meiner Eltern. Ihre über 35 Jahre lange und weiterhin andauernde Erfolgsgeschichte als Inhaberinnen eines kleinen, mittelständischen Unternehmens hat mir gezeigt, wie wichtig Durchhaltevermögen, Entschlossenheit und eine klare Vision sind, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen. Besonders nah sind sie ihren Mitarbeitenden, die zum Teil seit 30 Jahren das Unternehmen begleiten.

Doch auch meine eigenen beruflichen Erfahrungen, unter anderem in der Strategieberatung, in Industriekonzernen und in Start-ups, haben mich geprägt. Hier habe ich gelernt, was mir als Praktikant oder Junior wichtig ist, um produktiv zu arbeiten und mich wohlzufühlen, aber auch in welchen Bereichen ich mich entfalten kann. Gleichzeitig sammelte ich auch Erfahrungen darüber, was ich retrospektiv als unpassend, kritisch oder auch einfach falsch empfand. Dies sind genauso wichtige Erkenntnisse für meine eigene Führungsphilosophie.

Zusätzlich haben mich verschiedenste Impulse von Unternehmer:innen aus den Medien, Reden und Workshops sowie Mentor:innen stark beeinflusst. Insbesondere unsere Business Angels aus der Star-tup-Welt begleiten uns mit ihrer ungemeinen Expertise seit den ersten Tagen von specter und haben darüber ihren ganz eigenen Einfluss auf meinen Führungsstil genommen. Ähnlich ist auch der Austausch mit anderen Gründer:innen zu bewerten. Ob im bilateralen Austausch oder durch Netzwerke – der Austausch über Best Practices und “Fuck-ups” hilft oft, seinen eigenen Stil zu hinterfragen und neue Prinzipien zu entwickeln.

Am Ende gilt es aber, immer offen zu sein, seinen eigenen Führungsstil zu hinterfragen und ständig weiterzuentwickeln, da nicht nur man selbst als Führungsperson, sondern auch die Mitarbeitenden sowie das ganze Unternehmen sich ständig verändern und weiterentwickeln.

Das specter automation Gründerteam (v.l.n.r.): Oliver Eischet, Max Gier, Niklas Beese, Moritz Cremer, Emanuel Groh (c) specter automation

Wie setzt sich ein gutes Gründerteam zusammen?

Ein gutes Gründerteam zeichnet sich durch heterogene Fähigkeiten und homogene Werte aus. Das bedeutet, dass die Teammitglieder unterschiedliche Kompetenzen und Hintergründe vereinen, dennoch in ihren grundlegenden Werten, Visionen und Zielen möglichst übereinstimmen. Idealerweise bringt jedes Teammitglied eine einzigartige Expertise mit, die fachlicher oder methodischer Natur ist. Diese Komplementarität der Fähigkeiten ermöglicht es dem Team, Herausforderungen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und umfassende Lösungen zu entwickeln. Genauso entscheidend ist allerdings, dass das Gründerteam in seinen grundlegenden Werten und der Vision für das Unternehmen übereinstimmt. Die gemeinsamen Werte bilden das Fundament für eine starke Unternehmenskultur und helfen dabei, einheitliche Ziele zu verfolgen. Wenn alle Teammitglieder auf derselben Seite stehen und die gleichen Werte teilen, können sie effektiver kommunizieren, Konflikte besser lösen und letztendlich erfolgreich zusammenarbeiten.

Gleichzeitig pflegt ein gutes Gründerteam eine offene und transparente Kommunikation. Insbesondere über kritische Themen offen und ehrlich diskutieren zu können, kann in schwierigen Phasen einer Unternehmensentwicklung entscheidend sein. Vertrauen ist dabei ein erheblicher Faktor: Wenn jedes Teammitglied Vertrauen in die Fähigkeiten und Integrität der anderen hat, kann dies die Zusammenarbeit und die Entscheidungsfindung erheblich stärken. Zuletzt ist das Thema Anpassungsfähigkeit wichtig. Ein gutes Gründerteam muss in der Lage sein, sich anzupassen und flexibel auf Veränderungen einzugehen. Die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen und Strategien anzupassen, ist essenziell, um das Unternehmen erfolgreich zu skalieren.

Beschreibe doch mal Deine Führungsrolle bei specter automation: Wie hat sich diese seit der Gründung gewandelt? (1-2 Beispiele)

Alle Gründer haben bei specter automation eine faszinierende Entwicklung durchlaufen: von dem Tag, an dem wir fünf das Unternehmen gegründet haben, bis zu einem heutigen Team von über 25 Mitarbeitenden. In den Anfangstagen waren wir Gründer vielseitig tätig und haben ,,fast alles” gemacht. Entscheidungen wurden gemeinsam im Team getroffen, da jeder von uns einen direkten Einfluss auf alle Aspekte des Unternehmens hatte. Mit dem Wachstum des Unternehmens wurde es zunehmend notwendig, klare Verantwortungsbereiche festzulegen. Dies führte dazu, dass wir im Laufe der Zeit immer mehr Verantwortung abgaben. Teilweise geschah dies innerhalb des Gründerteams, aber auch neue Personen, die zu uns stießen, erhielten die Möglichkeit, ganze Bereiche zu leiten.

Heute liegt unser Fokus verstärkt auf der Gestaltung effizienter Prozesse. Wir müssen Schnittstellen zwischen den verschiedenen Bereichen aufbauen, um eine reibungslose und effektive Kommunikation sicherzustellen. Gleichzeitig nutzen wir umfassende Reportings, um alle Kernaspekte des Unternehmens im Blick zu haben und strategische Implikationen daraus abzuleiten. Trotz dieser Veränderungen bleibt für mich ein zentraler Grundsatz bestehen: Ich bin weiterhin Teil des Teams und stehe auf gleicher Augenhöhe mit meinen Mitarbeitenden. Hierarchien und Entscheidungsbefugnisse sind wichtig, aber ich möchte eng mit jedem Einzelnen zusammenarbeiten, um das Unternehmen voranzubringen. Denn letztendlich sitzen wir alle im selben Boot, und gemeinsam wollen wir unsere Vision verwirklichen.

Wie geht ihr mit Diversity in der Bauindustrie um?

Wir erachten Diversität als äußerst wichtig, was auf den ersten Blick paradox erscheinen mag, wenn unser Gründerteam aus fünf weißen Männern besteht, die alle zwischen Mitte und Ende zwanzig Jahre alt sind. Obwohl wir ähnliche äußere Merkmale haben, unterscheiden sich unsere Bildungshintergründe und Denkweisen stark. Dies ermöglicht es uns, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und vielfältige Lösungsansätze zu entwickeln. Wir sind uns bewusst, dass Diversität in unseren Branchen – Bauindustrie und IT – eine Herausforderung darstellen kann, vor allem in Bezug auf äußere Dimensionen wie Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit. Intern streben wir danach, in puncto Diversität Vorreiter zu sein, ohne uns jedoch auf starre Quoten festzulegen.

Wir sind der Meinung, dass Diversität nicht nur auf äußere Dimensionen beschränkt sein sollte. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, das unterschiedliche Bildungshintergründe, Erfahrungen und Denkweisen schätzt. Unser Ziel ist es, “Ja”-Sager zu vermeiden und stattdessen Innovation durch kreative Denkansätze und kontinuierliches Hinterfragen zu fördern. Diversität spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Durch die Vielfalt der Perspektiven und Ideen in unserem Team können wir innovative Lösungen entwickeln und uns kontinuierlich verbessern sowie gegenseitig inspirieren. Insgesamt ist Diversität für uns ein essenzieller Faktor, um unseren Anspruch als Unternehmen zu erfüllen und in unserer Branche erfolgreich zu sein. Es ermöglicht uns, Herausforderungen effektiv anzugehen und die Zukunft unserer Unternehmen aktiv mitzugestalten.

Deine Meinung in einem Satz zu:

  • Unternehmenskultur: Ab Tag 1 elementar und nachträglich nahezu unmöglich aufzuholen.
  • Workations: Für die ganz besonderen Momente im Team.
  • Sustainability: Zentrales Bindeglied zwischen allen Dimensionen eines Unternehmens.

 

xdeck und Kienbaum haben sich zusammengeschlossen, um Organisationen bei der Weiterentwicklung zu helfen und sie für die Arbeitswelt der Zukunft vorzubereiten. xdeck ist Deutschlands erste Early-Stage-Venture-Plattform von Gründer:innen, für Gründer:innen, die Early-Stage-Tech-Start-ups bei Prozessautomatisierung, Künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeitstechnologie im B2B-Bereich unterstützt. Kienbaum bietet Personal- und Managementberatung für Unternehmen jeder Größe und identifiziert und befähigt Organisationen und Führungskräfte, den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden. xdeck und Kienbaum arbeiten gemeinsam an einem People Management Tool sowie an einer Interviewreihe, welche das Thema Führung in jungen Start-ups näher beleuchtet. Im Fokus stehen dabei die Fragen, welche Art von Führung in einem Start-up-Umfeld besonders zielführend ist und ob sich dieser Ansatz im Laufe der Unternehmensentwicklung verändert. Dabei richten wir unser Augenmerk auf das individuelle Führungsverständnis der Gründer:innen, die Art und Weise, wie sie mit ihren Mitarbeitenden kommunizieren und wie sie mit Herausforderungen umgehen. Unser Ziel ist es, durch diese Interviews ein umfassenderes Verständnis von Führung in Start-ups zu erlangen.

 


 

Das 2021 gegründete Construction Tech-Start-up Specter Automation ist ein wegweisender Akteur im digitalen Wandel der Baubranche. Entstanden aus der Innovationskraft von Ingenieuren und Wirtschaftswissenschaftlern der renommierten RWTH Aachen University und der WHU – Otto Beisheim School of Management, adressiert das Unternehmen ein zentrales Problem: die mangelnde Digitalisierung in einer der weltweit am wenigsten digitalisierten Industrien. Hinter diesem bahnbrechenden Konzept stehen die Gründer Moritz Cremer und Max Gier von der RWTH Aachen sowie Niklas Beese, Emanuel Groh und Oliver Eischet, allesamt Bachelor-Absolventen der WHU – Otto Beisheim School of Management aus dem Jahr 2018. Mit ihrer fortschrittlichen Softwarelösung revolutioniert Specter Automation das Baustellenmanagement durch die Nutzung von 3D-Modellen. Dabei knüpft das Unternehmen an den umfangreichen Datenschatz an, der jedem Bauprojekt vorangeht. Die innovative Technologie erfasst sämtliche Informationen digital und übersichtlich, stellt sie allen Beteiligten in nutzerfreundlicher Form zur Verfügung und identifiziert darüber hinaus potenzielle Ineffizienzen sowie Planungsfehler.

 


 

Artur Zipf zum Thema:

Artur Zipf, KienbaumIn der heutigen dynamischen Geschäftswelt ist es unumgänglich, dass Organisationen sich kontinuierlich anpassen und verändern, insbesondere in Bezug auf ihre Strukturen und Prozesse. Für Start-ups ist dies eine logische Konsequenz. Dabei müssen Mitarbeitende und Führungspersonen einen hohen Grad an Agilität aufweisen, denn auf dem Weg können Fehler passieren. Eine effektive Fehlerkultur und gute Führung gehen Hand in Hand mit kluger Arbeitsteilung und der gezielten Abgabe von Verantwortung ist dann oft die Antwort. Dabei versteht die Führungskraft, dass es entscheidend ist, die Stärken und Fähigkeiten jedes Teammitglieds zu erkennen und diese gezielt einzusetzen. Diese Arbeitsteilung ermöglicht es, dass das Team als Ganzes effizienter arbeitet und die individuellen Fähigkeiten bestmöglich zum Einsatz kommen.

Darüber hinaus ist es wichtig, Verantwortung zu delegieren. Eine gute Führungskraft ermutigt ihre Teammitglieder, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Projekte zu leiten, denn ab einer gewissen Größe wird sich die Führungskraft allein aus zeitlichen Gründen auf die Expertise der Mitarbeitenden verlassen müssen. Dabei bietet sie Unterstützung und ist bereit, im Bedarfsfall einzugreifen, aber sie vertraut darauf, dass ihre Mitarbeitenden die nötigen Kompetenzen besitzen, um erfolgreich zu sein. Hierbei spielt vor allem eine positive Fehlerkultur eine entscheidende Rolle, denn sie schafft die Grundlage für Vertrauen und ermöglicht es den Mitarbeitenden, Verantwortung zu übernehmen, ohne die Angst vor drastischen Konsequenzen im Falle eines Fehlers haben zu müssen. Dieser offene Umgang mit Fehlern fördert nicht nur das individuelle Wachstum, sondern stärkt auch das Vertrauen innerhalb des Teams.

Zusammengefasst sind kluge Arbeitsteilung und die gezielte Abgabe von Verantwortung essenzielle Elemente, die in Verbindung mit einer positiven Fehlerkultur eine dynamische und erfolgreiche Arbeitsumgebung schaffen und Führungskräften von Start-ups den Übergang vom kleinen Team in größere, dynamischere Teamstrukturen zu gewährleisten und die Organisation nachhaltig aufzustellen.

Sie haben Fragen? Sprechen Sie uns an!

Artur Zipf | E-Mail: Artur.Zipf@kienbaum.de | Telefon: +49 30 88 01 98-83

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