Was macht eigentlich… Alexander Hochgürtel?
Alexander Hochgürtel war zwischen 2016 und 2018 Management-Berater im Bereich Organisationsentwicklung bei Kienbaum. Als Senior Consultant betreute er unter anderem Projekte im Digitalisierungs- und Organisationskontext. Zuvor studierte er Innovations- und Informationsmanagement an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
Annemarie von Weihe
Während dieser Zeit gründete er sein erstes Start-up. Im Anschluss an seine Beraterzeit begleitete Alexander Start-ups in ihrer frühen Entwicklungsphase. Heute ist Alexander Managing Director beim Angel Investor und Accelerator New Forge und hilft mit dem Familienunternehmen makeideashappen Firmen beim Aufbau von Innovationsprogrammen. Wenn er nicht gerade unterwegs ist verbringt der Kölner gerne Zeit mit Familie und Freunden oder beim Wandern in der Natur. Seine aktuellen Lieblings-Apps: Superhuman, Endel und Blinkist.
Was fällt dir als erstes ein, wenn du an Kienbaum denkst?
Eine unvergessliche Zeit mit vielen Erfahrungen, spannenden Herausforderungen und insbesondere tollen und inspirierenden Menschen. Es ging direkt spannend los: Fabian Kienbaum, Walter Jochmann und Yvonne Balzer sind nach meinem Start auf mich zugekommen und haben mich gefragt, ob ich bei der Gestaltung der Digital-Initiative von Kienbaum mitwirken würde. Eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereut habe! Es war toll, dass mir dadurch das Vertrauen entgegengebracht und mir die Möglichkeit geboten wurde, an Themen wie “NewKienbaum” mitzuwirken. So konnte ich schnell Fuß in der Organisation fassen und meine Impulse in unterschiedlichen Bereichen einbringen. Dementsprechend toll waren die internen Firmenprojekte und -veranstaltungen, bei denen man die Kollegen alle hat wieder treffen können.
Wer oder was hat dich besonders geprägt oder beeindruckt bei Kienbaum?
Natürlich gab es viele spannenden Personen, die ich in meiner Zeit bei Kienbaum kennenlernen durfte und die mich geprägt haben. Viele darf ich heute Freunde nennen. Wirklich beeindruckt hat mich jedoch immer eine organisationale Gabe: Kienbaum hat es immer geschafft, sehr diverse Menschen zusammenzuführen und in ihrer Arbeit zu vereinen. Sie haben alle dieses eine zwischenmenschliche Gen, das man vielleicht “Kienbaum DNA” nennen mag. Ich war begeistert, zu erleben, wie gut Kollegen und Kunden miteinander neue Dinge erreichen konnten. Jede dieser Personen konnte seine individuellen Stärken – inhaltlich wie menschlich – einbringen, sodass in jeglicher Team-Konstellation tolle Ergebnisse erzielt werden konnten. Der ungebrochene Teamspirit, die gemeinsame Lösungsorientierung und fortwährende Hilfsbereitschaft untereinander sind Eigenschaften, die ich heute in jedem Startup suche und die Kienbaum erreicht hat.
Welche deiner Talente wurden bei Kienbaum besonders gefördert?
Ich würde mich als kreativen Menschen mit Drang zur Strukturierung bezeichnen. Ich habe meinen Mehrwert immer darin gesehen, Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu denken. So haben mich Technologien und Innovation stets fasziniert. Meine Motivation ziehe ich daraus, etablierte Methoden mit neuen Ansätzen zu kombinieren, um zu schauen, wie man Herausforderungen besser lösen kann. Kienbaum und an dieser Stelle besonders Walter Jochmann haben mir den Freiraum und das Vertrauen gegeben, diese neuen Ansätze gemeinsam mit Kunden auszuprobieren, dabei zu lernen und diese anschließend weiterzuentwickeln. Das hat mir persönlich sehr viel Spaß gemacht und mich inhaltlich bereichert. Ein weiterer Aspekt war das persönliche Mentoring. Durch die eigene Reflektion habe ich neue inhaltliche Leidenschaften erkannt und Felder identifiziert, an denen ich selbst arbeiten muss.
Welche Aspekte von Kienbaum vermisst du im Rahmen deiner aktuellen Aufgaben?
Neben den Leuten vermisse ich die Kunst und die Kreativität, die mir die Arbeit dort gegeben hat. Anfangs war ich mir der Kunst bei Kienbaum nie so bewusst. Mit der Zeit habe ich sie aber als inspirierendes Instrument wahrgenommen. Wenn ich in ein “kreatives Loch” gefallen bin, habe ich mir immer wieder bewusst die Zeit für Kunst genommen. Ich bin dann durch den Standort geschlendert und habe mir die diversen Bilder, Fotografien oder Skulpturen angeschaut. Insbesondere haben mich die Werke von Imi Knoebel beeindruckt. Auch wenn sie auf den ersten Blick sehr einfach wirken mögen, die Kombination aus Farben, Pinselmustern oder verschiedenen Materialien haben mir persönlich viel Inspiration gegeben. Daher besuche ich auch heute auf der Durchreise immer noch gerne die Kienbaum-Standorte.
In welchen Bereichen wird sich deiner Ansicht nach KI in den kommenden drei Jahren im Markt besonders bemerkbar machen und welche Konsequenzen leitest du für deine Unternehmen daraus ab?
Ich glaube KI ist eine Schlüsseltechnologie, die keine Branche unberührt lassen wird. KI-Lösungen werden uns in heute noch undenkbaren Facetten begegnen, egal ob unterstützend, ergänzend oder ersetzend. Diese Dynamik wird einem schnell bewusst, wenn man in der Tech-Szene unterwegs ist. Ein einfaches Beispiel ist der Google Assistant. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass eine KI-Lösung Terminvereinbarungen oder Reservierungen in Form eines intelligenten Telefonanrufs durchführt? In Schweden hat eine Bank bereits heute ihr gesamtes IT-Shared Service Center durch eine KI ersetzt. Über KI werden komplette Infrastrukturen überwacht und intelligent gesteuert. Der Reifegrad solcher Systeme wird in Zukunft weiter zunehmen, wir werden mehr Verständnis dafür erlangen und weitreichende Anwendungsfälle werden dadurch entstehen. Ich denke wir werden in den kommenden Jahren vermehrt Szenarien sehen, in denen durch KI nicht nur einfache, sondern auch komplexe Aufgaben gelöst werden können.
Welche Konsequenz dies in Bezug auf unsere New Forge Beteiligungen an Tech-Unternehmen hat? Nun der Fokus unser Beteiligungen liegt auf eben solchen Tech-Unternehmen. Wir investieren in Unternehmen, die u.a. KI nutzen, um Kundenprobleme besser zu lösen. Für unsere Beteiligungen ist es wichtig, flexibel zu bleiben, die technologischen Veränderungen zu bewerten und bei Bedarf das Geschäftsmodell schnell anpassen zu können. Mit Blick auf größere Unternehmen besteht die Herausforderung darin, Menschen ohne nennenswertes Technologieverständnis angesichts der hohen Dynamik nicht zu verlieren, sondern mit zu entwickeln. Ihre Erfahrungen gepaart mit Innovationsgeist, Kreativität und Technologiewissen bilden den entscheidenden Wettbewerbsfaktor in einer automatisierten, intelligenten Zukunft.
Was siehst du, wenn du in die Zukunft blickst? Was kann HR aus der aktuellen Situation dafür mitnehmen?
Gut, COVID-19 legt uns allen eine neue Realität auf. Vielleicht betreten wir eine noch ungewissere und volatilere VUCA-Welt? Ich würde nun mal drei provokante Hypothesen äußern, mit denen sich HR angesichts der neuen Realität auseinandersetzen muss:
- Die Digitalisierung der Arbeitswelt erfährt einen Schub. Die neue Realität ist dezentraler, technologie-getrieben und flexibler aufgestellt.
- HR Operations müssen digital sein, um Anforderungen des Business gerecht zu werden.
- Die Vision des Human Ressources Management ist das Human Innovation Enablement, das heißt, der Fokus verschiebt sich von der Administration hin zu einem Mehrwert durch technologie- und methodengetriebene Organisationsentwicklung.
Warum diese Hypothesen? Mit Blick ins Silicon Valley und die dort aufstrebenden Start-ups sehe ich einen Vertikalisierungstrend und die Automatisierung von Unternehmensprozessen. Gearbeitet wird dort schon längst nicht mehr nur zentral. Die Unternehmen sind längst dezentral aufgestellt, arbeiten jedoch synchronisiert an den gleichen Themen und Inhalten. Um diesen Business-Anforderungen und der Geschwindigkeit gerecht zu werden, müssen die HR-Operations selbst auch digital werden. In diesem Kontext sollte sich HR vom einfachen Management humaner Ressourcen hin zum strategischen Innovationsbegleiter, der Methoden- und Technologiekompetenz im Unternehmen aufrechterhält, entwickeln. Die Fähigkeit, Menschen mitzunehmen sowie Technologien und Tools zu verstehen, wird sich als wichtig für HR erweisen.