Pioniere Wie Wir #55

26. November 2025

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3 Minuten Lesezeit

Bonita Grupp über nachhaltige Kleidung Made in Germany

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Fabian Kienbaum

Geschäftsführender Gesellschafter

In dieser Folge ist Fabian Kienbaum zu Gast in Burladingen auf der Schwäbischen Alb. Hier gab es einst 26 Textilbetriebe. Heute ist nur noch einer übrig: trigema. Seit 2024 führt Bonita Grupp gemeinsam mit ihrem Bruder Wolfgang jr. das Traditionsunternehmen in vierter Generation und hält stur an etwas fest, worüber andere jahrelang gelächelt haben: Produktion in Deutschland.

Ich freue mich, in der aktuellen Folge Burladingen zu besuchen. Die Geschichte der Schwäbischen Alb ist dabei eng mit der Textilindustrie verwoben. Auf kargen Böden hielten die Bewohner seit Jahrhunderten Schafe, verarbeiteten Wolle, und legten so den Grundstein für ein Cluster, das sich hier lange Zeit hielt.

Das Produktportfolio von trigema hat sich seit den Anfängen als Unterwäschehersteller stark entwickelt. Heute stellt das Unternehmen – mit 1200 Mitarbeitenden und davon 650 Näherinnen und Nähern aus 42 Nationen – qualitativ hochwertige Basics, sowie Sportbekleidung, Wäsche und Berufskleidung her. Stetige Innovationen sorgten für eine Flexibilität, die es heute erlaubt, im Ernstfall binnen 48 Stunden gänzlich neue Produkte entwickeln und herstellen zu können. Dies erwies sich besonders während Corona als entscheidender Vorteil: Während andere auf vollen Lagern saßen, konnte trigema kurzfristig auf die Produktion von Masken, Jogginghosen und Homewear umstellen.

Der Fokus des Traditionsunternehmens liegt auf Qualität statt Fast Fashion. 2006 kam das erste kompostierbare T-Shirt auf den Markt. Seit zwei Jahren gibt es komplett recycelte Baumwoll-T-Shirts. Auch Markenbotschafter Charly hat sich gewandelt: Er macht heute als KI-Fashion-Influencer auf faire Produktion aufmerksam.

Doch auch trigema steht vor Herausforderungen wie zu hoher Bürokratie und Fachkräftemangel. In den nächsten Jahren gehen 30 % der Belegschaft in Rente. trigema reagiert mit Automatisierung und gezielter Integration: Seit 2015 wurden rund 70 Geflüchtete eingestellt, das Unternehmen bietet Deutschkurse, Mentoren und eigene Wohnmöglichkeiten.

Um die Zukunft ihres Unternehmens und der Region mitzugestalten, engagiert sich Bonita Grupp auch politisch im Wirtschaftsrat der CDU und im Kreistag. Trotz Billig-Konkurrenz aus Fernost und fehlender langfristiger politischer Planbarkeit auf Bundesebene bleibt ihre Haltung zuversichtlich: Deutschland habe schließlich schon viele Krisen gemeistert.

Freut euch auf ein Gespräch über Haltung, Heimat, Zuversicht und die Frage: Was ist uns „Made in Germany” eigentlich noch wert?

 

Auf unserer Podcastseite finden Sie die gesamte Folge zum Anhören.

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