Arndt Kirchhoff und Prof. Tom A. Rüsen über Familienunternehmen als Schlüssel der deutschen Wirtschaft
Familienunternehmen bilden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – doch ihre Leistungen werden oft unterschätzt. In einer Doppelfolge des Pioniere-wie-wir-Spezials diskutieren Fabian Kienbaum, Prof. Dr. Tom Rüsen und Arndt Kirchhoff, wie mehr Gehör für ihre Belange geschaffen werden kann. Dabei geht es um die Zukunftsfähigkeit dieser Unternehmen, politische und wirtschaftliche Herausforderungen sowie notwendige Veränderungen wie Bürokratieabbau und flexiblere Arbeitsgesetze.
Familienunternehmen sind das Fundament der deutschen Wirtschaft. Vom Handwerksbetrieb zum Großkonzern: Über 90% der Unternehmen in Deutschland sind in Familienhand. Die allermeisten davon zählen zum vielbeschworenen German Mittelstand, um den Deutschland international beneidet wird. Doch trotz ihrer Relevanz für die hiesige Wirtschaft, erfahren Familienunternehmen in Politik und Gesellschaft häufig nicht die Wertschätzung, die ihnen eigentlich zuteilwerden müsste.
Vor dem Hintergrund des Buches „Enkelfähig wirtschaften: Familienunternehmen in Deutschland“ diskutiere ich mit meinen Mitautoren Prof. Dr. Tom Rüsen und Arndt Kirchhoff in zwei Episoden die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage Deutschlands und welche Herausforderungen dadurch gerade für Familienunternehmen entstehen.
Während sich das Buch zu großen Teilen um die Besonderheiten von Familienunternehmen, die Frage der Nachfolge und den gewaltigen Transformationsbedarf in Sachen Nachhaltigkeit und Digitalisierung dreht (diese und weitere Themen werden in der nächsten Folge besprochen), erörtern wir gemeinsam in Folge 1 unseres Pioniere-wie-wir-Spezials, wie Familienunternehmen und -unternehmer:innen mehr Öffentlichkeit und Gehör für ihre Belange finden können. Wir diskutieren die nötigen Veränderungen, um den Fortbestand der Familienunternehmen und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland zu sichern und argumentieren für flexiblere Arbeitsgesetzte, geringere Steuerlast und Bürokratieabbau.
Für uns als Runde ist klar: Nur durch Veränderungen wie diese und mehr Wertschätzung für die Leistung von unternehmerisch tätigen Familien kann enkelfähiges Wirtschaften weiterhin möglich sein – ein Ansatz übrigens, der Familienunternehmen seit Jahrhunderten im Blut liegt, der aber durch die aktuelle Situation zunehmend schwieriger wird.
In Folge 2 diskutieren wir darüber, was nachhaltiges und generationenübergreifendes Wirtschaften ausmacht, wie Familienunternehmen den Spagat zwischen Tradition und Innovation meistern und sich Herausforderungen wie Digitalisierung und Energiewende stellen. Ein besonderer Fokus liegt auf Family Governance: Wie können Eigentümerfamilien Konflikte lösen, Verantwortung übernehmen und ihr Unternehmen zukunftssicher weitergeben? Zudem hinterfragen wir die oft geringe gesellschaftliche und politische Wahrnehmung von Familienunternehmen: Warum gelten sie als Wirtschaftsstütze und stehen dennoch im Schatten?
Auf unserer Podcastseite finden Sie Folge 1 und Folge 2 des Pioniere-wie-wir-Spezials.
Zum Buch
“Enkelfähig Wirtschaften: Familienunternehmen in Deutschland” beleuchtet die besondere Rolle von Familienunternehmen als tragende Säulen der deutschen Wirtschaft. Es zeigt, wie diese Unternehmen durch eine Verbindung aus Tradition, langfristigem Denken und Nachhaltigkeit wirtschaftlichen Erfolg sichern. Zentrale Themen sind die Professionalisierung durch Familienverfassungen, die Herausforderungen des Generationenwechsels sowie der Umgang mit Digitalisierung und gesellschaftlicher Verantwortung. Das Buch bietet Einblicke in die Resilienz und Konfliktbewältigung von Familienunternehmen und stellt sie als Vorbilder für nachhaltiges und zukunftsorientiertes Wirtschaften dar. Mit praxisnahen Beispielen und strategischen Ansätzen gibt es Orientierung für die Gestaltung enkelfähiger Unternehmensstrukturen.
Zu den Personen
Arndt Kirchhoff
Der Wirtschaftsmanager Arndt G. Kirchhoff steht seit 2023 als Aufsichtsratsvorsitzender an der Spitze der KIRCHHOFF Gruppe. Seine berufliche Laufbahn begann der gebürtige Essener nach einem Doppelstudium des Wirtschaftsingenieurwesens und Maschinenbaus an der Technischen Universität Darmstadt. Zunächst sammelte er Führungserfahrung als Leiter der zentralen Auftragsabwicklung bei der Deutsche Babcock Werke AG. 1990 übernahm er als Geschäftsführender Gesellschafter die operative Leitung der KIRCHHOFF Gruppe, die er über drei Jahrzehnte erfolgreich ausbaute und modernisierte, bevor er 2023 in den Aufsichtsrat wechselte.
Prof. Dr. Tom A. Rüsen
Der 1974 in Berlin geborene Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Tom Arne Rüsen verbindet Forschung, Lehre und Beratung im Bereich Familienunternehmen. Als Gründer und Geschäftsführender Vorstand der WIFU-Stiftung sowie langjähriger Leiter des Wittener Instituts für Familienunternehmen (2008-2024) prägte er die akademische Auseinandersetzung mit Familienunternehmen maßgeblich. An der Universität Witten/Herdecke ist er seit 2015 als Honorarprofessor tätig und leitet den Weiterbildungsstudiengang “Gesellschafterkompetenz”. Zudem lehrt er an der Hochschule Luzern und der European School of Management and Technology. Sein Fachwissen bringt er in verschiedene Gremien ein, darunter die International Family Business Research Academy (IFERA) und den Herausgeberbeirat der Zeitschrift “Familienunternehmen und Strategie”.