HR Klima Index 2016-2020

Stellenwert und Schwerpunkte der Personalarbeit in Österreich

Der digitale Wandel, soziopolitische Einflüsse und unvorhergesehene Ereignisse, die das Weltgeschehen beeinflussen: Selten ist so deutlich spürbar wie aktuell, dass die Herausforderungen, die uns gestellt werden, sich innerhalb kürzester Zeit verändern können und die Inhalte unserer täglichen Arbeit mitbestimmen – so auch in der Personalarbeit.

HR im Wandel – quo vadis?

Kienbaum Austria untersucht seit 2016 jährlich anhand einer Online-Befragung die Entwicklungen und Stimmungsbilder der Zukunft in Bezug auf den Stellenwert und die Schwerpunkte der Personalarbeit in österreichischen Unternehmen. Ein Rückblick auf die Ergebnisse der Jahre 2016-2020 offenbart nun langfristige Trends.

Die Bedeutung der Personalarbeit steigt

Sowohl die Bedeutung der Personalarbeit als auch die Involvierung von HR in strategische Initiativen der Unternehmen hat laut den TeilnehmerInnen seit 2016 enorm zugenommen: In 2020 gaben 67% der Befragten an, dass die Wichtigkeit von HR weiter steigen werde (2016: 37%), während die Personalleitung laut 62% (2016: 31%) stark in strategische Projekte eingebunden wird. Bereits in 2016 gaben 61% der Befragten an, dass HR stark als Business Partner der Managementebene betrachtet wird. Dennoch erreicht auch dieser Anteil in diesem Jahr mit 67% den höchsten Wert innerhalb des Beobachtungszeitraums.

Ein Aspekt der Bedeutung von HR, der durchaus konkreter erfassbar ist, blieb jedoch von diesem bemerkenswerten Aufschwung unberührt: In den letzten fünf Jahren war die Personalleitung in weniger als zwei von zehn Unternehmen der Geschäftsführungsebene zugeordnet, sondern befindet sich zum größten Teil auf der ersten Führungsebene. Während in zahlreichen Top-Unternehmen wie etwa Hewlett Packard, IBM, Pfizer oder Caterpillar die Position des CHRO als Mitglied des Vorstandsgremiums etabliert wurde, lassen diese Ergebnisse vorausahnen, dass die geschäftsführende HR-Rolle in mittleren und kleinen Betrieben weiterhin selten anzutreffen sein wird. Angesichts der Anforderung, die Geschäftsstrategie gerade in Zeiten des Wandels in ihrer Gesamtheit zu betrachten, könnte dies dazu führen, dass die wertvolle Chance verpasst wird, HR stärker als Hebel für Transformation und Organisationsentwicklung zur Förderung des langfristigen Erfolgs nutzen zu können.

Arbeitgeberattraktivität als wichtigster Schwerpunkt von HR

Im Ranking der wichtigsten Fokusthemen der Personalarbeit erzielte Arbeitgeberattraktivität in den letzten fünf Jahren viermal den ersten oder zweiten Platz und gilt somit unter den Befragten als primärer Schwerpunkt der HR-Agenda. Damit verbunden zählt auch Employer Branding zu den Top-Themen, die als zentrale Schwerpunkte der Personalarbeit genannt werden. Dass sich die Definition von Arbeitgeberattraktivität im Laufe der Zeit verändert hat, wird von der Beobachtung gestützt, dass Flexibilität seit 2020 einen Platz in den Top-3 des Rankings erzielt hat und das Thema Qualifizierung und Weiterbildung seit 2017 dreimal wenigstens den vierten Platz erreichte.

Ein seit 2016 ebenfalls wiederkehrendes Thema ist die Steigerung der Führungsqualität, wenngleich dieser Faktor seit 2019 augenscheinlich an Stellenwert verloren hat. Diese Entwicklung mag im ersten Moment darauf hindeuten, dass die Verbesserung der Managementqualität als weniger wichtig betrachtet wird, könnte jedoch auch dafür stehen, dass das gemeinsame Verständnis von Führung sich von einem individuumsorientierten Konstrukt wegbewegt, hin zu einer Auffassung, nach der Gruppen, Teams und die Gemeinschaft als selbstregulierende Einheiten betrachtet werden können und Entscheidungsbefugnisse entsprechend der jeweiligen Aufgabenstellung verteilt werden. Dieser Überlegung nach könnten Maßnahmen zur Förderung von Kooperation, Kommunikation und Konfliktlösung nicht nur für offizielle TrägerInnen von Führungsverantwortung von hohem Nutzen sein, sondern möglicherweise bei allen MitarbeiterInnen zu höherer Performance und Zufriedenheit im Team beitragen.

Gemeinsam auf zu neuen Ufern

Denjenigen, die glauben, die Bedeutung der Personalarbeit habe nun ihren höchsten Punkt erreicht, sei nahegelegt: Gerade durch die dynamischen Entwicklungen, die das aktuelle Zeitalter mit sich bringt und die die Wirtschaftswelt beeinflussen, ergeben sich neuartige Möglichkeiten, sich in der HR-Entscheidungsrolle als Brückenbauer zwischen Geschäfts- und Personalzielen zu positionieren. Sowohl Geschäftsführung als auch Personalleitung sehen sich vor noch nie dagewesene Herausforderungen gestellt, für deren Bewältigung HR den essenziellen Einblick in die wohl wesentlichste Komponente des Unternehmenserfolgs liefert: Die Menschen, die hinter den kollektiven Leistungen stehen und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sichern.

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Danielle Read
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