3 Fragen an… Julia Wedlich

3 Fragen an… Julia Wedlich

Kunst spielt bei Kienbaum eine bedeutende Rolle. Was ist das Besondere an der Sammlung Kienbaum und wie wirkt diese auf Mitarbeiter*innen?

Kunst-Kuratorin Julia Wedlich

Die Kunst kam mit Jochen Kienbaum ins Unternehmen. Als Student in Berlin begann er, sich für zeitgenössische Kunst zu interessieren; seit mehr als 40 Jahren ist er nun passionierter Sammler.

Gerade zeitgenössische Kunst wird oft als unzugänglich und nur als Genuss für einen bestimmten Kennerkreis angesehen. Die Hürde, eine Ausstellung, ein Museum oder eine Galerie zu betreten und sich näher damit zu befassen, ist für viele Menschen hoch. Die Sammlung von Herrn Kienbaum wird in allen deutschen Firmenstandorten dauerhaft präsentiert. Sie ist also am Arbeitsplatz, – dort, wo viele Berufstätige die meiste Zeit des Tages verbringen – ein ganz selbstverständlicher Teil der Umgebung. Und dabei spielt es keine Rolle, welcher beruflichen Tätigkeit man im Unternehmen nachgeht.

Die Ausstellung der Sammlung ist auch nur als ein Angebot an die Mitarbeiter zu verstehen. Natürlich werden nicht alle Interessen, Geschmäcker und auch nicht alle Kunstrichtungen abgedeckt. Aber Jochen Kienbaum teilt mit der Präsentation im Unternehmen ein ganz persönliches Interesse mit seinen Mitarbeitern, Partnern und Kunden. Und das, obwohl die Auseinandersetzung mit Kunst mit dem operativen Geschäft auf den ersten Blick nichts zu tun hat.

In einer aktuellen Studie* zum Thema Kunst am Arbeitsplatz geben rund 60 Prozent der Befragten an, dass Kunst im Büro sie bei der Arbeit zufriedener und produktiver macht. Wie erlebst du Kunst in unseren Kienbaum Büros dahingehend?

Ehrlich gesagt finde ich es enorm schwierig, solche Aussagen zu treffen. Was für mich nahe liegt ist aber, dass Menschen dort, wo ihnen Wertschätzung entgegengebracht wird, wo man sie nicht nur als „Arbeitsbienen“, sondern als Personen mit Interessen, Neigungen, Unsicherheiten und Ängsten betrachtet und ihre Entwicklung wahrnimmt, nicht nur zufriedener, sondern auch produktiver und sicherlich auch kreativer sind.

Ein solcher Ort lässt sich nicht durch die Kunst alleine schaffen. Aber wenn ein Arbeitgeber eine persönliche Leidenschaft mit seinen Mitarbeiter*innen teilt, Kunstwerke präsentiert, die vielleicht schön, aber auch humorvoll oder geradezu absurd wirken, dann glaube ich, dass das auch zu einer Atmosphäre beiträgt, die Wertschätzung und ganzheitliche Betrachtung unterstützt.

Auf jeden Fall erreichen mich regelmäßig sehr positive Rückmeldungen von meinen Kolleginnen und Kollegen.

In besagter Studie* geben die Berufstätigen an, ein großes Interesse an Kunstwerken zu haben, auch wenn sie kein kunsthistorisches Hintergrundwissen besitzen. Bei deiner Arbeit als Kuratorin in unseren Kienbaum Büros bist du vermutlich stärker gefordert als in einem Museum, die Kunstwerke auch für Laien zugänglich zu machen. Wie gelingt dir das?

Gerade die Vermittlung zwischen der Kunst und den Betrachter*innen ist eigentlich das, was mir an meiner Arbeit am meisten Freude bereitet. Wir bieten regelmäßig Veranstaltungen zur Kunst an. Für mich ist Kunst in erster Linie Anlass zum Gespräch und zum Austausch mit anderen. Nach meiner Erfahrung sind es häufig diejenigen, die weniger einschlägige Vorbildung haben, die unbefangen genauer hinschauen, neugieriger sind, ihrem eigenen Sehvermögen vertrauen. Von ihnen kommen oft die sehr konkreten, auf den ersten Blick vielleicht einfacheren Fragen, die aber gleichzeitig die wichtigsten und grundsätzlichsten sind. Sie haben weniger Angst, etwas Falsches zu sagen und öffnen dadurch in Gesprächen oft die Tür für den Austausch und eine intensivere Kunstbetrachtung.

Natürlich heißt das auch, dass ich manches nicht voraussetzen kann und bei meinen Erläuterungen Exkurse machen oder etwas grob und verkürzt zusammenfassen muss. Daher finde ich das Gespräch auch so wichtig, da man individueller auf das Gegenüber eingehen und mehr vermitteln kann als die harten Fakten von Künstlername, Titel und Entstehungsjahr.

Ich habe Kienbaumkolleg*innen (mit ganz anderen Ausbildungen) ermutigt, selbst über ihren Zugang zu Kunst und zu von ihnen ausgewählten Werken zu sprechen. Einzige Auflage ist, nichts über den Künstler, das Werk, etc. zu recherchieren, sondern eher von dem persönlichen Eindruck und ihrer Beschäftigung damit zu berichten.

KunstführungDies ist eine meiner schönsten Erfolgsgeschichten zur Wirkung von Kunst bei Kienbaum: Eine Atmosphäre zu schaffen, in denen Kolleg*innen sich auf etwas Neues einlassen, sich auf unbekanntes Terrain wagen und sich dabei aber gleichzeitig ermutigt fühlen, dieses Experiment mit anderen zu teilen. Das verstehe ich als WePowerment, wie es in unserem Claim formuliert wurde.

 

 

 

* In einer repräsentativen Studie hat der Büromittellieferant Viking 1.000 Arbeitnehmer*innen aus Deutschland zum Thema Kunst am Arbeitsplatz befragt.

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