Katharina Herrmann über Haltung, Kultur und den Beitrag der HR zur Zukunftsfähigkeit des Landes
Wie bleibt Deutschland leistungsfähig in einer Zeit wachsender Unsicherheit? Dr. Katharina Herrmann, Personalvorständin bei Hubert Burda Media, wagte auf der People Convention 2025 ein originelles Gedankenexperiment: Was, wenn wir Deutschland wie ein Unternehmen führen würden – mit HR als strategischem Hebel?
Kienbaum Redaktion
Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit schwindet, Investitionen stagnieren, Motivation und Produktivität sinken. In einem solchen Umfeld sei es wichtiger denn je, aus HR-Sicht Impulse zu setzen – nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern auch für den Wirtschaftsstandort.
HR-Perspektive mit Weitblick
Burda selbst ist mit seiner Vielfalt an Marken, Geschäftsmodellen und Kulturen ein gutes Beispiel dafür, wie Leistung in einem dezentralen System gelingen kann. Anstatt zentrale HR-Standards mit der Gießkanne zu verteilen, setzt Burda dafür auf ein klares Ziel: die nachhaltige Steigerung von Leistungsfähigkeit durch Kulturarbeit.
Was HR kann – und Politik lernen sollte
Herrmann bespricht in ihrem Vortrag fünf übertragbare HR-Instrumente, für die nationale Standortentwicklung: Standortbestimmung, Feedbackkultur, Stärken stärken (dabei jedoch nicht die Schwächen ignorieren), Best-Practice-Austausch und Arbeit an der Kultur. Diese seien in Unternehmen selbstverständlich – in der Politik jedoch oft unterentwickelt. So bräuchte es, statt punktueller Narrative, eine fundierte Standortanalyse mit Kontext und Datenbasis, neben demokratischen Wahlen eine zusätzliche, regelmäßige Feedbackstruktur während der laufenden Legislaturperioden, und statt Symbolpolitik mehr echte Wirkung in der Umsetzung.
Besonders wichtig sei es, bestehende Stärken wie Deutschlands Employer Branding strategisch auszubauen. Gleichzeitig warnt Frau Herrmann vor reiner Selbstzufriedenheit: Es gelte auch, Lücken zu erkennen und gezielt aufzuholen – etwa bei Themen wie Infrastruktur, Digitalisierung oder KI-Kompetenz.
Schauen Sie sich den gesamten Vortrag von Dr. Katharina Herrmann auf der People Convention 2025 in voller Länge an
Weitere Inhalte der Konferenz finden Sie in unserem Rückblick der People Convention 2025
Kultur als zentraler Leistungsfaktor
Leistung entstehe nicht allein durch Vorgaben, so Herrmann, sondern durch eine Kultur, die Gestaltungsräume schafft, Menschen befähigt und Fehler als Lernchancen versteht. In einer dezentralen Organisation wie Burda sei das Aushalten von Kontrollverlust ebenso notwendig wie das Vertrauen in geteilte Verantwortung.
Dieses Prinzip sei auf nationale Systeme übertragbar. Statt auf den großen Wurf oder neue Kommissionen zu warten, sollten konkrete Allianzen rund um zentrale Herausforderungen gebildet und mit unternehmerischer Klarheit verfolgt werden. Deutschland brauche eine neue Leistungskultur, die auf Verantwortung, Selbstwirksamkeit und Wandel ausgerichtet ist.
Nicht warten – machen!
Wer Veränderung fordert, müsse selbst vorangehen – mit Haltung, Klarheit und Mut zur Differenzierung. Walk the Talk also! HR könne mit ihrem Instrumentenkasten weit mehr beitragen als intern oft gesehen – etwa durch Förderung von Selbstwirksamkeit, durch präzises Talentmanagement oder durch strategisches Kulturdesign.
Herrmanns Appell ist deutlich: Wer Unternehmen leistungsfähig halten kann, kann und sollte auch Standortentwicklung aktiv mitgestalten.