Eine gute Führungskraft nimmt die Mitarbeitenden mit auf die Reise

Eine gute Führungskraft nimmt die Mitarbeitenden mit auf die Reise

Ralph Schiller ist CEO der FTI GROUP, dem drittgrößten Reiseveranstalter in Europa, der weltweit über 11.000 Mitarbeiter beschäftigt. In unserem "Making The Difference" Interview spricht Schiller über die Besonderheiten bei der Arbeit in der Tourismusbranche, warum er sich ohne Veränderung schnell langweilt und was ihn an Touristikunternehmer Karlheinz Kögel so fasziniert.

Ralph Schiller FTI Group CEO

Ralph Schiller, CEO FTI Group

Wie lautet Ihr Führungsverständnis auf den Punkt gebracht?
Ich sehe mich einerseits als Coach für mein Team, andererseits aber auch als Treiber für noch mehr Veränderung und Neuentwicklungen. Neben der Definition von Aufgaben für den Erfolg des großen Ganzen gehören auch eine klare Zielsetzung, Erwartungsformulierung und die Vermittlung der gemeinsamen Werte zu meinem Führungsstil. Dabei dürfen aber auch kreative Ansätze für neue Perspektiven und frischen Wind im Team nicht fehlen.

Wie wurden Sie was Sie sind als Führungskraft? Wer oder was hat Sie geprägt?
Mich definiert einerseits learning-by-doing, so wie das heute in der Start-up-Szene üblich ist. Andererseits habe ich bei Otto Freizeit Touristik eine harte Schule in Sachen Strukturiertheit erhalten. Beides hilft mir heute, Entscheidungen zu treffen, auch neue, mutige Wege zu gehen, dabei aber auch gleichzeitig den Blick für das Gesamtbild zu behalten und Dinge mit Struktur anzugehen.

Wie definieren Sie Ihre Rolle als CEO und welche Aufgaben sind hier von oberster Priorität?
Wir stehen als Reiseveranstalter vor der digitalen Transformation und wenn wir diese erfolgreich abschließen wollen, brauchen wir ein neues Führungsverständnis. Teamgeist, Aufgeschlossenheit und eine klare, digital ausgerichtete Perspektive sind essentiell, ebenso den Mitarbeitenden den Freiraum zu geben, um eigenverantwortlich zu arbeiten und eigene Entscheidungen zu treffen. An den Ergebnissen dieser Entscheidungen werden sie letztlich gemessen. Für gute Performance braucht es aber neben Freiräumen, Expertise und Mut eben auch einen empathischen, authentisch fürsorglichen Führungsstil, der Mitarbeitende, gerade auch wenn sie viel mobil und/oder außerhalb des Büros arbeiten, motiviert und einbindet.

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften eines guten Leaders?
Meiner Meinung nach ist die wichtigste Eigenschaft eines guten Leaders, dass er die Vision immer vor Augen hat und das Unternehmen jederzeit wieder auf Kurs bringen kann – vor allem in Zeiten einer Transformation, wo die Gefahr, die Richtung zu verlieren, groß ist. Dabei muss er gleichzeitig eine gewisse Flexibilität beweisen können, um gegebenenfalls nachzujustieren und das ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren.

Wie schaffen Sie eine Unternehmenskultur, die Wachstum und Innovation fördert?
Berufe in der Touristikbranche sind Passion. Unsere Mitarbeitenden lieben und leben das Reisen, arbeiten gern in einem internationalen Umfeld und bevorzugen flache Hierarchien für schnelle Entscheidungen. Mit ihren Ideen und ihrem Engagement begeistern sie Menschen, helfen die schönsten Wochen des Jahres zu verplanen und tragen ihren Anteil dazu bei, dass unsere Gäste die perfekte Auszeit verbringen können. Wir bieten den Teams dabei viel Raum für Innovation, fördern Offenheit für Technologien und ermutigen zu unternehmerischen Verhalten, das in Kombination mit analytischem Vorgehen die Basis für entsprechend mutige Entscheidung bildet.

Als Arbeitgeber in der Tourismusbranche ist uns zudem wichtig, fremde Kulturen für unsere Belegschaft erlebbar zu machen, wo es nur geht. Wir bieten daher an, optional rund 50 Prozent der Beschäftigungszeit mobil tätig und dabei bis zu 50 Tage im Jahr im europäischen Ausland im Einsatz zu sein – und das natürlich voll versichert und steuerkonform. Das Vertrauen in die Mitarbeitende ist dabei nie ein Thema gewesen. Leistungskontrolle durch Büropräsenz ist ein völlig aus der Zeit gefallenes Arbeitsmodell – wir setzen stattdessen auf ergebnisorientierte Führung. Wann und wo unsere Mitarbeitende ihre besten Leistungen abrufen, überlassen wir ihnen im Mix aus Büro, Mobile Working und Gleitzeit. Wir sind der Überzeugung, dass wir mit unserer Policy ein modernes, zeitgemäßes und sehr individuell gestaltbares Arbeitsumfeld kreiert haben.

Was ist Ihr USP als Führungskraft? (Eigenarten, Unkonventionelles, …)?
Das ist für mich selbst schwer zu bewerten, aber vielleicht ist es mein klarer Fokus auf „Zeit“. Ich versuche sie maximal effektiv sowie weise zu nutzen und kürze beispielsweise Meetings auch mal ab, wenn ich sehe, dass es noch zu viele offene Punkte im Hintergrund zu klären gibt. Darüber hinaus lege ich Wert darauf, unabhängig von allen Hierarchiestufen meine Mitarbeitende jederzeit so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte.

Wie gehen Sie mit Risiken und Unsicherheiten um und wie treffen Sie Entscheidungen in unklaren Situationen? Was macht Sie zum „Change Maker“?
In unklaren Situationen fokussiere ich mich auf alle Facts und vor allem auf alle noch so kleinen Details. Am Ende zahlt es sich aus, detailorientiert zu sein und die Anforderungen genau zu kennen. Die finale Entscheidung treffe ich dann aber möglichst nicht als Einzelkämpfer, sondern finde gemeinsam mit meinem Team Lösungen.

Wie gehen Sie persönlich mit Veränderungen und Herausforderungen um?
Für mich sind Veränderungen auch immer eine Chance, die es zu ergreifen gilt. Tatsächlich langweile ich mich sehr schnell ohne Veränderungen.CTA Executive Search Making The Difference Interview Serie

Wie würden Sie den Purpose Ihrer Organisation beschreiben? Ist dieser allen Mitarbeitenden klar und wie wird dieser operationalisiert?
Creating journeys to remember – dies ist unsere Mission im Unternehmen. Dies ist nicht nur ein Motto, sondern wurde in Zusammenarbeit mit allen FTI GROUP Mitarbeitenden entwickelt, um so das „Leben“ der Mission aus den eigenen Reihen zu gewährleisten.

Wie sieht Ihr Rezept für Führung im New Normal aus?
Meiner Auffassung nach ist das New Normal noch nicht eingetreten – wir befinden uns nach Corona aktuell eher noch in einer Übergangsphase. Persönlich bin ich davon überzeugt, dass zum Beispiel die Kreativität und Innovationskraft eines Unternehmens sehr stark vom persönlichen Austausch der Teams abhängen. Auch wenn viele Gespräche digital möglich sind, können sie meiner Meinung nach den persönlichen Kontakt nicht gänzlich ersetzen. Wir haben deshalb zum Beispiel unser Angebot an internen Veranstaltungen in den letzten Jahren drastisch erhöht und gehen nun, nach der Pandemie, wieder mehr dazu über unsere Coffee Talks und Townhalls auch mit Präsenz der Mitarbeitenden stattfinden lassen. Das Abarbeiten von Standardprozessen hingegen sollte immer weniger wertvolle menschliche Expertise blockieren und stattdessen auf Technik ausgelagert werden. Insofern ist das Rezept für das künftige New Normal eine ausbalancierte Mischung aus persönlichem Austausch und Digitalisierung.

Welche Haltung und welche Skills benötigen Sie, um Wachstum für sich persönlich und Ihre Organisation in Zukunft zu ermöglichen?
Für mich ist es wichtig, meine Kollegen und Kolleginnen und auch mir selbst genug Raum zum Wachsen zu geben. Wir müssen deshalb weiter lernen, mutig und aufgeschlossen Veränderung gegenüberzutreten, aber auch ein gewisses Maß an Fehlerkultur zuzulassen. Dabei müssen wir auch das Thema ESG immer stärker in den Fokus rücken. Von Seiten der Gesellschaft und der Mitarbeitenden wird zukünftig eine immer anspruchsvollere Erwartungshaltung im Bereich Nachhaltigkeit, soziales Engagement und Unternehmenskultur entstehen. Vor allem aber wird ESG künftig sicher auch aus wirtschaftlicher Sicht einer der relevanten Wachstumstreiber werden.

Welche drei Personen würden Sie mit auf eine einsame Insel nehmen, um nach Rückkehr eine noch bessere Führungskraft zu werden?
o Karlheinz Kögel, der zeigt, dass Innovation keine Frage des Alters ist und dass man als Unternehmer auch ganz Gentleman sein kann.
o Bill Gates, der seiner Zeit immer voraus war, wenngleich er auch mal falsch gelegen hat.
o Meine Frau, weil ich ohne sie niemals auf eine einsame Insel gehen würde und sie mich immer wieder erdet.

Über den Gesprächspartner:
Als CEO der FTI GROUP lenkt Ralph Schiller die strategische Ausrichtung und die Entwicklung der gesamten Unternehmensgruppe. Zudem sind ihm die Bereiche Transformation, Kommunikation, Governance & Compliance sowie Sustainability direkt unterstellt. Die FTI GROUP ist mit zahlreichen Marken und Tochterunternehmen breit aufgestellt. Zu ihr gehören die FTI Touristik sowie der Kurzfristveranstalter 5vorFlug, der Mietwagenbroker Drive FTI, die Destination Management Company Meeting Point International, die mit über 40 Standorten weltweit aktiv ist, und der Veranstalter für Aktionsware BigXtra. Unter dem Dach des Hospitality-Unternehmens Meeting Point Hotels bündelt das Unternehmen seine Hotelmarken Labranda Hotels & Resorts und die Design Plus Hotels, die Kairaba Hotels & Resorts, Lemon & Soul Hotels, Club Sei sowie die Meeting Point managed Hotels. Unter dem Dach der TVG Touristik Vertriebsgesellschaft mbH fasst die FTI GROUP ihre Franchisesysteme mit den Marken sonnenklar.TV Reisebüro, 5vorFlug Reisebüro und Flugbörse zusammen. Leistungskontrolle durch Büropräsenz ist für die FTI GROUP ein völlig aus der Zeit gefallenes Arbeitsmodell: Das Unternehmen ermöglicht seinen Mitarbeitenden optional rund 50 Prozent der Beschäftigungszeit mobil tätig und dabei bis zu 50 Tage im Jahr im europäischen Ausland im Einsatz zu sein. Fremde Kulturen für die Belegschaft erlebbar zu machen, wo es nur geht, lautet hier das Motto.

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Matthias Cescatti | E-Mail: matthias.cescatti@kienbaum.de | Tel.: +49 89 458 778-74

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