Talente fördern durch Führung

Talente fördern durch Führung

Warum müssen sich gerade in Krisenzeiten Unternehmen und Führungskräfte ganz besonders für ihre Talente ins Zeug legen? Was können Talente trotz Krise aktuell erwarten? Und inwiefern kann ein gelebter Unternehmens-Purpose einer hohen Fluktuation entgegenwirken?

In der aktuellen Studie „Engaging Talent“ hat Kienbaum über 1.000 Talente zu ihren Erwartungen an die eigene Entwicklung befragt und daraus zentrale Handlungsfelder für Unternehmen abgeleitet. Dazu hat Frank Stein mit Eberhard Hübbe, Managing Director im Bereich HR Transformation, gesprochen, und ihn nach seinen Erkenntnissen zum besonders relevanten Zusammenhang von Talent Management und Führung befragt.

 

Frank Stein: Wie können Führungskräfte Talente fördern?

Eberhard Hübbe: Vor allem moderne Führungsmodelle sind stark lern- und entwicklungsorientiert. Aus meiner Sicht kommt es stark auf die Haltung von Führungskräften an. Um zu führen muss man Menschen mögen und nicht zum “Fehlerschnüffelhund” werden. Gute Führungsarbeit geht immer über die Beziehung; stimmt die Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Führungskraft, dann funktioniert Führung im Guten wie auch im leistungsfördernden Kontext. Nur, wenn ich meine Mitarbeiter gut kenne, kann ich sie fördern und voranbringen. Nur wenn sie mir vertrauen, nehmen sie sich meinen Rat zu Herzen. Nur wenn ihnen etwas an der Beziehung zu mir liegt, werden sie mit mir einen Weg gehen. Gute Führungsarbeit ist immer Vertrauens- und Beziehungsarbeit. So einfach, nicht mehr und nicht weniger.

 

Frank Stein: Wie verändern sich die Erwartungen an Führungskräfte?

Eberhard Hübbe: Das ist eine Frage der Betrachtungsebene. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter generell Führungskräfte bevorzugen, die sie inspirieren und motivieren, die sie individuell unterstützen und ermutigen. Neben dieser Perspektive gibt es aber auch ein unternehmerisches Interesse, das darin besteht, gerade in Zeiten zunehmender Unsicherheit finanziell stabil und nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Erfolgreiche Führung bedeutet daher, inhaltlich starke Botschaften zu entwickeln, Sicherheit zu geben, Klarheit und Orientierung zu schaffen und inhaltliche Kontextarbeit voranzutreiben.

 

Frank Stein: Welche Bedeutung kommt hierbei der Förderung von Talenten zu?

Eberhard Hübbe: Auch das Talent Management sollte die Dualität von Mitarbeiterinteressen und Leistungssteuerung forcieren. Das bedeutet einerseits, den Mitarbeitenden multiple Karrierewege aufzuzeigen, das heißt, ihnen die Chance zu geben, sich selbst für Top- und Schlüsselpositionen zu nominieren, und ihnen Freiräume für die eigene Potenzialentfaltung zu schaffen. – Selbstorganisation wird somit zu einem entscheidenden Faktor in der Talententwicklung. Andererseits geht dieser Freiraum auch mit einer Selbstverantwortung für den eigenen Lern- und Entwicklungserfolg einher. Wir haben es mit erwachsenen Menschen zu tun, die meistens selbst ganz gut wissen, was gut für sie ist. Bisher wurden sie an vielen Stellen entmündigt,  in Schubladen geschoben und  “gemanagt“.  – Und am besten sollten sie auch nicht selbst denken. – Das ist sicherlich nicht der erfolgversprechende Weg.

 

Frank Stein: Wie können Führungskräfte mit dem Spannungsfeld „Talente binden versus Talententwicklung fördern“ umgehen?

Eberhard Hübbe: Ich sehe kein solches Spannungsfeld. Talente zu entwickeln ist einer der stärksten Treiber, um Talente zu binden. Ich halte es für einen Trugschluss, Potenzialträgern deshalb keine Bühne zu geben, weil sie zu attraktiv für den externen Arbeitsmarkt werden könnten – denn wenn sie keine Chance bekommen, sich zu profilieren, suchen sie erst recht nach Alternativen.

Realer ist für mich dagegen ein anderes Spannungsfeld – nämlich dass sich Talente schneller entwickeln wollen, als es die Unternehmensrealität zulässt. Vor allem für junge Potenzialträger stellt der schnelle Aufbau diverser und komplementärer Erfahrungen einen zentralen Motivator im Berufsleben dar. Hier können beispielsweise Job-Rotationen oder Graduate-Programme einen signifikanten Beitrag zum Talent Engagement leisten – im Kern geht es aber darum, jungen Menschen schnell inhaltliche Verantwortung zu geben, jenseits von Hierarchien; das ist einfach und  jedes Unternehmen kann es leisten.

 

Frank Stein: Spielt die Corona-Krise damit nicht genau jenen Arbeitgebern in die Karten, die bislang wenig in die Förderung ihrer Talente investiert haben, weil sie  eine gesunkene Wechselmotivation ihrer Mitarbeiter auf dem zurzeit hart getroffenen Arbeitsmarkt antizipieren?

Eberhard Hübbe: Das wäre zu kurz gedacht. Die Corona-Pandemie stellt viele Unternehmen nicht allein vor massive wirtschaftliche Herausforderungen, sondern stürzt sie auch in eine tiefe Sinnkrise : Was ist unser Sinn und Zweck, unser Selbstverständnis, unsere Daseinsberechtigung, und zwar jenseits der Krise? Für Unternehmen stark betroffener Branchen ist die Frage nach der zukünftigen Positionierung überlebenswichtig; manchen von ihnen, wie etwa Reiseunternehmen, sind quasi über Nacht ganze Geschäftsmodelle weggebrochen.

Welche Perspektive sehen diese Unternehmen für die Zeit „Post Corona“? Talente werden von ihren Arbeitgebern auf diese Fragen eine Antwort, einen Unternehmens-Purpose, einfordern. Ihnen die Antwort zu verweigern kann die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens gefährden, wenn sich mit der wirtschaftlichen Schieflage auch noch eine Talentabwanderung einstellt. Echte Hochleistungsorganisationen vermitteln ihren Talenten eine inspirierende Vision von der Zukunft des Unternehmens und machen ihnen ihre Rolle und ihren Wertbeitrag zum Unternehmenserfolg bewusst. Das fördert unmittelbar die Zufriedenheit und ultimativ den Profit.

 

Frank Stein: Vielen Dank für das Gespräch!

 

Sie möchten mehr über die Ergebnisse unserer Studie erfahren?

 

Hier können Sie den Studienbericht kostenlos herunterladen: Zum Download

 

Bei Fragen sprechen Sie uns gerne an:

 

Eberhard Hübbe | E-Mail: Eberhard.Huebbe@kienbaum.de | Tel.: +49 221 801 72 365

Frank Stein | E-Mail: Frank.Stein@kienbaum.de | Tel.: +49 221 801 72 394

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