Kienbaum Glossar

New Work

New Work ist ein Konzept neuer Arbeitsformen, das auf den Sozialphilosophen Frithjof Bergmann zurückgeht und in den 1980er Jahren entstand. Seiner Ansicht nach war das Job-System am Ende. Mit New Work schuf er ein Gegenmodell zur existierenden Dichotomie der Arbeitswelt.

Statt Arbeit als notwendiges Übel zu sehen, sollen Menschen sich mit ihr identifizieren, ihre Tätigkeiten als sinnstiftend erleben und diese aus Überzeugung angehen. Im Mittelpunkt steht nicht das Gehalt, sondern die Chance, sich selbst zu verwirklichen.

Durch die Digitalisierung und den damit einhergehenden strukturellen Wandel der Arbeitswelt werden New-Work-Konzepte wieder stärker thematisiert. New Work umfasst dabei weit mehr als das „New Normal“ von Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten, welches seit der Corona-Pandemie häufig unter diesem Begriff subsumiert wird.

Was sind die Prinzipien von New Work?

Der deutsche Psychologe Markus Väth verknüpfte die Grundgedanken von Frithjof Bergmann mit den Anforderungen der modernen Arbeitswelt und leitete daraus fünf Grundprinzipien ab:

1.  Freiheit: New Work bedeutet, die Arbeitswelt mit Neugier und Optimismus zu gestalten. Unternehmen können das fördern, indem sie:

  • Experimentierräume schaffen: Neue Arbeitsmethoden, Bürokonzepte und Führungsstile ausprobieren.
  • Fehlertoleranz fördern: Eine offene Atmosphäre schaffen, in der Fehler erlaubt sind und aus ihnen gelernt wird.
  • Vernetzung stärken: Abteilungen und Teams miteinander verbinden, damit Wissen und Ideen ausgetauscht werden.

2. Selbstverantwortung: New-Work-Organisationen fördern Selbstverantwortung, um schnelle Entscheidungen und Handlungsfähigkeit zu gewährleisten. Dazu setzen sie auf drei Ansätze:

  • Selbstorganisation: Förderung von Selbstorganisation und Eigenverantwortung auf allen Ebenen durch geeignete Methoden und eine entsprechende Haltung.
  • Budget-Autorität: Stärkung der individuellen und kollektiven Budgetverantwortung, um finanzielle Folgen von Entscheidungen bewusst zu machen.
  • Finanzielle Beteiligung: Förderung von Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmenserfolg, z. B. durch kollektive Erfolgsbeteiligung oder individuelle Miteigentümerschaft.

3. Sinn: Jede Organisation hat einen Zweck und eine Wertschöpfung. New-Work-Organisationen beziehen ihre Mitarbeitenden aktiv in die Suche und Verbesserung dieses Zwecks ein, indem sie strukturierte Prozesse anwenden:

  • Stärkenorientierung und Bedarfsdeckung: Die Arbeit wird an den Stärken und Bedürfnissen der Beschäftigten ausgerichtet, um ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr volles Potenzial auszuschöpfen
  • Definition der Unternehmenswerte: New-Work-Organisationen definieren ihre Wertschöpfung nicht nur finanziell, sondern auch wirtschaftlich und kulturell, was sich in einer selbstbewussten Unternehmensidentität widerspiegelt.
  • Sinnhaftigkeit: Im Alltag können diese Organisationen jederzeit die Frage nach dem „Wozu“ beantworten, sei es in Bezug auf Portfolio, Strategie, Organisation oder Technologie. Alle diese Dimensionen werden rational gestaltet und unterliegen dem übergeordneten Sinn und der Wertschöpfung der Organisation.

4. Entwicklung: Organisationen benötigen heute innovative Impulse, und New-Work-Organisationen fördern diese durch:

  • Kollektive Lernstrukturen: Mitarbeitende lernen voneinander und erweitern gemeinsam ihre Fähigkeiten, was auch ihre persönliche Entwicklung unterstützt.
  • Kontinuierliche Selbsterneuerung: Unternehmen müssen sich ständig weiterentwickeln. New-Work-Organisationen fördern Selbstreflexion und das Verwerfen überholter Strukturen.
  • Abgestufte, kollektive Entscheidungsstrukturen: Entscheidungen werden zunehmend im strukturierten Kollektiv getroffen, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden.

5. Soziale Verantwortung: New-Work-Organisationen übernehmen soziale Verantwortung, indem sie folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Nachhaltigkeit und Umweltschutz: Sie wirtschaften ressourcenschonend und ökologisch.
  • Regionales Engagement: Durch Aktivitäten in Gesellschaft, Wissenschaft, Technologie oder Kultur verbessern sie das Leben der Menschen in ihrer Umgebung.
  • Ethisches Handeln: Sie verfolgen faire Geschäftspraktiken, gehen transparent mit Fehlern um und übervorteilen keine Stakeholder.

 

Was braucht es für New Work?

Für die erfolgreiche Umsetzung von New Work sind verschiedene Faktoren entscheidend:

  • Einbeziehung aller Beteiligten: Die Beteiligung und Begeisterung aller Mitarbeitenden ist der Schlüssel zum Erfolg. Es ist wichtig, Denk- und Verhaltensmuster zu durchbrechen und neue Prozesse zu implementieren.
  • Gemeinsame Ideenfindung: Mitarbeitende sollten gemeinsam Wünsche, Ideen und mögliche Lösungsansätze erarbeiten und dabei über neue Arbeitsumgebungen, Collaboration-Tools und Meetingkultur diskutieren.
  • Strategieentwicklung und -umsetzung: Die Vorschläge und Ideen sollten auf ihre Machbarkeit überprüft und priorisiert werden. Bei der Umsetzung ist es wichtig, die Veränderungen transparent und offen zu kommunizieren.

Stetige Optimierung: Die Umsetzung von New Work ist ein fortlaufender Prozess, der eine stetige Überprüfung und Anpassung erfordert. Es sollten stets neue Dinge ausprobiert und eine Innovationskultur gefördert werden.

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Zugehörige Publikationen

Fortschritt, Zeitenwende und Staatsfunktionalität – Leadership & Kultur in der Öffentlichen Verwaltung einer neuen Zeit
Studie vom 21. Juni 2022 – Von
Lukas M. Fastenroth, Rene Ruschmeier, Dr. Hilmar Schmidt


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