Vertrauensarbeitszeit
Was versteht man genau unter Vertrauensarbeitszeit?
Vertrauensarbeitszeit ist ein flexibles Arbeitszeitmodell, bei dem Mitarbeitende ihre Arbeitszeiten eigenständig einteilen. Anders als bei festen Arbeitszeiten oder Zeiterfassungssystemen steht nicht die Arbeitszeit im Mittelpunkt, sondern das erzielte Arbeitsergebnis. Arbeitgeber vertrauen darauf, dass ihre Mitarbeitenden ihre Aufgaben eigenverantwortlich und effizient erledigen – unabhängig davon, wann oder wo sie arbeiten.
Laut Kienbaum Benefits Benchmark bieten aktuell 83 % der befragten Unternehmen Vertrauensarbeitszeit an. Allerdings erwarten nur 68,5 % der Arbeitnehmenden dieses Modell tatsächlich. Das zeigt, dass es zwar weit verbreitet ist, aber nicht für alle gleichermaßen attraktiv oder praktikabel erscheint.
Wie wird Vertrauensarbeitszeit im Arbeitsvertrag geregelt?
Ein Arbeitsvertrag mit Vertrauensarbeitszeit enthält üblicherweise folgende Punkte:
• Festgelegte Wochenarbeitszeit: In der Regel wird eine bestimmte Wochenarbeitszeit vereinbart (z. B. 40 Stunden pro Woche), auch wenn keine tägliche Zeiterfassung erfolgt.
• Eigenverantwortliche Zeiteinteilung: Es wird festgehalten, dass die Mitarbeitenden ihre Arbeitszeit selbstständig gestalten können.
• Ergebnisorientierung: Oft wird betont, dass nicht die Anwesenheit, sondern die Erfüllung der Aufgaben entscheidend ist.
• Arbeitszeiterfassungspflicht: Aufgrund der aktuellen Rechtsprechung (BAG-Urteil zur Arbeitszeiterfassung) muss der Arbeitgeber ein System zur Erfassung der geleisteten Arbeitszeit bereitstellen. Dabei kann auch eine einfache Selbsterfassung durch die Mitarbeitenden vorgesehen werden.
• Regelung zu Überstunden: Es wird meist definiert, ob Überstunden erfasst, vergütet oder durch Freizeitausgleich abgegolten werden.
Vertrauensarbeitszeit bedeutet nicht, dass unbegrenzt gearbeitet wird oder dass gar keine Regeln existieren. Die Flexibilität besteht darin, wann die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit erbracht wird. So können Mitarbeitende beispielsweise früher oder später anfangen, Pausen flexibler legen oder auch mal nachmittags eine private Erledigung einschieben und später weiterarbeiten.
Kann Vertrauensarbeitszeit kontrolliert werden?
Ja, auch bei Vertrauensarbeitszeit gibt es Kontrollmechanismen. Unternehmen können beispielsweise regelmäßige Zielvereinbarungen oder Feedbackgespräche nutzen, um die Arbeitsleistung zu bewerten. Zudem müssen Arbeitgeber sicherstellen, dass gesetzliche Vorgaben zum Arbeitszeit- und Gesundheitsschutz eingehalten werden. In Deutschland sind Unternehmen verpflichtet, die gesamte Arbeitszeit ihrer Mitarbeitenden zu dokumentieren – auch bei Vertrauensarbeitszeit.
Was passiert mit Überstunden bei Vertrauensarbeitszeit?
Ein großes Problem der Vertrauensarbeitszeit ist das Risiko unbezahlter Überstunden. Ohne feste Arbeitszeiten kann es passieren, dass Mitarbeitende regelmäßig mehr arbeiten als vertraglich vorgesehen. In Deutschland müssen Unternehmen jedoch sicherstellen, dass Mehrarbeit erfasst und entsprechend vergütet oder durch Freizeitausgleich abgegolten wird. Klare interne Regeln sind daher entscheidend, um Überlastung und unbezahlte Mehrarbeit zu vermeiden.
Welche Nachteile hat Vertrauensarbeitszeit?
Trotz ihrer Flexibilität bringt Vertrauensarbeitszeit auch Herausforderungen mit sich:
• Schwierige Abgrenzung von Arbeit und Freizeit: Besonders im Homeoffice fällt es vielen schwer, Feierabend zu machen.
• Unklare Leistungsmessung: Ohne feste Arbeitszeiten kann es für Führungskräfte schwer sein, den Arbeitsaufwand realistisch einzuschätzen.
• Nicht für alle Tätigkeiten geeignet: In Berufen mit festen Schichtplänen oder hoher Kundenverfügbarkeit ist Vertrauensarbeitszeit oft nicht umsetzbar.
Welche Vorteile bietet Vertrauensarbeitszeit?
Trotz der potenziellen Risiken gibt es gute Gründe, warum viele Unternehmen Vertrauensarbeitszeit anbieten:
• Mehr Selbstbestimmung und bessere Work-Life-Balance: Mitarbeitende können ihre Arbeit flexibler gestalten.
• Steigerung der Produktivität: Wer zu seinen produktivsten Zeiten arbeitet, liefert oft bessere Ergebnisse.
• Attraktivität als Arbeitgeber: Unternehmen mit dem Benefit Vertrauensarbeitszeit signalisieren moderne Arbeitsbedingungen.
Ob sich Vertrauensarbeitszeit für Ihr Unternehmen eignet, hängt von der Branche, der Unternehmenskultur und den betrieblichen Abläufen ab. Während viele Unternehmen dieses Modell bereits etabliert haben, zeigt die Kienbaum Benefits Untersuchung, dass es nicht von allen Arbeitnehmenden als essenzieller Benefit betrachtet wird.
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