Vorstandsvergütung in der Versicherungswirtschaft

Vorstandsvergütung in der Versicherungswirtschaft

Deutschland ist einer der weltweit größten Versicherungsmärkte und die Versicherungswirtschaft gleichzeitig einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland. Wie die Branche durch die pandemiegeprägten Geschäftsjahre 2020 und 2021 gelang und der Ausblick auf die Vorstandsbezüge der Versicherungswirtschaft aussieht, lesen Sie in diesem Beitrag.

Deutschland ist einer der größten Versicherungsmärkte weltweit und die Versicherungswirtschaft eine der umsatzstärksten und bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland. Im Jahr 2020 konnte die Branche insgesamt rund 221 Milliarden Euro an Versicherungsbeiträgen verbuchen, beschäftigte insgesamt rund 487.500 Erwerbstätige und gehörte mit einem Kapitalanlagebestand von rund 1,762 Billionen Euro zu den größten institutionellen Investoren. Die deutsche Versicherungswirtschaft kam im Vergleich zu anderen Branchen glimpflich durch die pandemiegeprägten Geschäftsjahre 2020 und 2021. Auch der Ausblick auf das Jahr 2022 innerhalb der deutschen Assekuranz ist grundsätzlich optimistisch.

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Kienbaum führte im Jahr 2021 bereits zum 17. Mal die Studie „Vorstandsbezüge in der Versicherungswirtschaft“ durch. Mit mehr als 150 teilnehmenden Versicherungsunternehmen verschiedenster Größenordnungen, Rechtsformen und Sparten konnte die Studie erneut die Vielfalt der deutschen Versicherungswirtschaft abbilden.

Insgesamt zeigen die Studienergebnisse einen branchenweit moderaten Anstieg der Vorstandsvergütungen. Die Zielvergütungen (Festgehalt zzgl. variabler leistungsabhängiger Komponenten bei hundertprozentiger Zielerreichung) für das Geschäftsjahr 2021 stiegen um rund 4 %. Unverändert sind Größenkriterien, wie Bruttobeitragsvolumen und Anzahl der Mitarbeitenden, wesentliche Determinanten des Zielvergütungsniveaus. Weitere bestimmende Faktoren sind zudem Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit und Rechtform. So lassen sich sowohl zischen einzelnen Sparten als auch zwischen öffentlichen Versicherern, Versicherungsvereinen und Aktiengesellschaften zum Teil deutliche Unterschiede beobachten. Pandemiebedingte Anpassungen der Vorstandsvergütung oder Sondervergütungen waren branchenweit die Ausnahme. Beiträge zur Altersvorsorge sind unverändert wichtiger Bestandteil der Vergütungssysteme.

Hinsichtlich der Entwicklung der Vergütungsstruktur lassen sich wesentliche Unterschiede zu anderen Wirtschaftszweigen beobachten. Der branchenweite Trend zu einer höheren Gewichtung der Fixvergütung setzte sich auch im Jahr 2021 fort. So stieg der Anteil der Festvergütung an der Zielvergütung auf durchschnittlich 64 %.
Vorstandsvergütung in der Versicherungswirtschaft

Bei der strukturellen Ausgestaltung der Vergütungssysteme zeigt sich jedoch erneut ein heterogenes Bild. Einige Versicherer gewähren ihren Vorständen eine reine Fixvergütung. Anders als in der Bankenbranche erachtet die Bundeanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht dies auch grundsätzlich als zulässig. Bei der Mehrheit der Teilnehmer ist die variable Vergütung unverändert integraler und wichtiger Bestandteil der Vorstandsvergütung. Dies gilt insbesondere für international tätige und kapitalmarktorientierte Versicherer.

Bei der Ausgestaltung variabler Komponenten der Vorstandsvergütung beschäftigten sich die Versicherer zunehmend mit der Integration von Nachhaltigkeitskriterien bzw. -risiken in die Vergütungssysteme, auch auf Vorstandsebene. Erste Ansätze umfassen auf Nachhaltigkeitskriterien basierte Anpassungsfaktoren für Aufsichtsräte, die Integration konkreter Umweltkriterien in leistungsbezogene Komponenten oder die Berücksichtigung der Mitarbeitenden- und Kundenzufriedenheit in der variablen Vergütung.

Insgesamt spiegelt die Marktpraxis der Vorstandsvergütung in der deutschen Versicherungswirtschaft die Vielfalt der Branche wider. Zudem lassen sich branchenspezifische Besonderheiten feststellen. Beides gilt es auf Grundlage einer fundierten Datenbasis sowohl bei der Festlegung des Vergütungsniveaus als auch der Gestaltung der Vergütungssysteme zu berücksichtigen.