Prognose: Deutliche Gehaltsanpassungen für 2023 erwartet

Prognose: Deutliche Gehaltsanpassungen für 2023 erwartet

Steigende Energiepreise, Lieferengpässe in der Produktion und der Fachkräftemangel stellen Unternehmen vor große Herausforderungen. Arbeitnehmende wünschen sich gleichzeitig höhere Gehälter aufgrund steigender Lebenshaltungskosten. Mit der "Kienbaum Gehaltsentwicklungsprognose 2023" weisen wir die zu erwartenden Gehälter und Inflationsraten für 46 Länder aus. Mit welchen Steigerungen die befragten Unternehmen rechnen, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.

Welchen Einfluss haben die Inflation und der gesamtwirtschaftliche Kontext auf Gehälter? Können Arbeitnehmende im kommenden Jahr eine saftige Lohnerhöhung erwarten oder sind den Unternehmen durch die möglicherweise anstehende Rezession die Hände gebunden? Unsere Beobachtung: Ja, die Arbeitnehmende können mit deutlichen Steigerungen rechnen. Allerdings wird durch hohe Inflationsraten die reale Erhöhung eher niedrig ausfallen, teilweise sogar negativ. Diese und weitere Erkenntnisse erlangt die aktuelle Studie “Kienbaum Gehaltsentwicklungsprognose 2023”. Die Studie bietet einen Überblick über die geplanten Gehaltsentwicklungen zum Jahreswechsel von mehr als 800 Teilnehmenden aus Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen.

Preisentwicklung als größter Einflussfaktor auf die Gehaltsentwicklung in Europa

Die von den Teilnehmenden erwarteten Gehaltssteigerungen mit Blick auf 2023 liegen in den EU-Ländern zwischen 3,6 und 8,1 Prozent. Dabei wird in Polen mit 8,1 Prozent die höchste durchschnittliche Gehaltsentwicklung erwartet. Deutschland liegt mit einer nominalen Gehaltsentwicklung von 4,9 Prozent im Mittelfeld. Österreich liegt mit durchschnittlich 5,4 Prozent leicht über Deutschland.

In Europa zeigen die prognostizierten Gehaltssteigerungen der Teilnehmenden nach Hierarchieebene teils deutliche Unterschiede. Für Spezialisten und Fachkräfte werden in vielen Ländern mitunter die stärksten Gehaltssteigerungen erwartet.

Die Gehaltsentwicklung in den EU-Ländern ist für das Jahr 2023 mit Werten zwischen 3,6 % und 8,1 % prognostiziert

Größter Einflussfaktor auf die Entwicklung der Gehälter in den EU-Ländern ist dabei die Preisentwicklung des Landes, gefolgt von der gesamtwirtschaftlichen Situation. Themen wie z.B. die individuelle Performance fallen als treibender Einflussfaktor auf die Gehaltsentwicklung eher zurück.

In den meisten Nicht-EU-Ländern hat die wirtschaftliche Situation des Landes den größten Einfluss auf die Gehaltsentwicklung. Die Preisentwicklung und die Performance des Unternehmens sind hier die zweit bzw. dritt häufigsten genannten Einflussfaktoren.
Außerhalb der EU ist die durchschnittliche geplante nominale Gehaltsentwicklung in Argentinien mit 37,0 Prozent am höchsten, bei einer extrem hohen Inflation von 50,6 Prozent. Am niedrigsten ist die erwartete Entwicklung in Lichtenstein mit 2,5 Prozent. Knapp darüber liegt die Schweiz mit 2,9 Prozent.

Der Druck der Arbeitnehmenden auf die Unternehmen für signifikante Gehaltssteigerungen ist groß

Die von den Unternehmen angeführte Preisentwicklung als größter Einflussfaktor auf die Gehaltssteigerungen macht sich auch in steigenden Lebenshaltungskosten bei den Arbeitnehmenden bemerkbar. Dies führt dazu, dass von den Arbeitnehmenden spürbar Druck auf die Unternehmen ausgeübt wird, signifikante Gehaltssteigerungen durchzuführen. 97 Prozent der befragten Unternehmen berichten von höheren Erwartungen der Arbeitnehmenden im Kontext der aktuellen Situation. Im Schnitt erwarten die Arbeitnehmenden in Deutschland eine Anpassung der Gehälter von 7,5 Prozent. Der größte Druck auf die Gehälter kommt dabei aus den Unternehmensbereichen IT und dem Einkauf, welchem in der aktuellen Situation sicherlich eine besondere Rolle zukommt.

Die Teilnehmenden der Studie sind sich dieser Situation bewusst und planen dementsprechend auch höhere Budgets für die kommende Gehaltsrunde ein. Diese verbleiben jedoch im Durchschnitt unter den Erwartungen der Arbeitnehmenden. Dabei scheint es größeren Unternehmen leichter zu fallen, auf den Druck der Arbeitnehmenden zu reagieren. Diese planen um ein ca. 1 Prozentpunkt höheres Budget als kleinere Unternehmen.

Im Kontext des Fachkräftemangels und knappen Budgets planen 66 Prozent der befragten Unternehmen deutlichere Erhöhungen bei wichtigen Schlüsselfunktionen. Diese werden mit zusätzlichen 6 Prozentpunkten im Durchschnitt fast doppelt so hoch ausfallen.

Die Studie deutet darauf hin, dass der Druck auf die Unternehmen deutlich gestiegen ist und dass diese sich dessen bewusst sind. Nach mehreren Jahren von verhaltenen Gehaltssteigerungen ist zum Jahreswechsel mit deutlichen Gehaltssteigerungen zu rechnen.

Für die Unternehmen gewinnen strukturierte Prozesse zur Budgetverteilung auf einzelne Bereiche und Units damit an Bedeutung. Der gezielte Einsatz der Budgets für Gehaltsanpassungen ist in Zeiten des Fachkräftemangels und der Arbeiterlosigkeit nicht zu vernachlässigen. In diesem Kontext gilt es einen größeren Schwerpunkt auf saubere Performance- und Talentprozesse zu legen, um eine Differenzierung in der Verteilung der Budgets auch angemessen begründen zu können.

Die Studie „Kienbaum Gehaltsentwicklungsprognose 2023“ ist im Kienbaum Shop kostenfrei erhältlich.

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