Digitalisierung braucht begleitenden Kulturwandel

Digitalisierung braucht begleitenden Kulturwandel

Die Verwaltung in Deutschland wird Schritt für Schritt digitaler: Onlinezugangsgesetz (OZG), e-Government-Gesetze und EU-SDG-Verordnung verpflichten zum Handeln. Die Corona-Pandemie wurde zu einem echten Treiber für eine digitale Infrastruktur in der öffentlichen Verwaltung, vor allem für mobiles Arbeiten.

Mit der neu gegründeten Digitalakademie der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung wird innerhalb der Verwaltung ein Fortbildungsangebot zu allen Themen der Digitalisierung geschaffen. Doch wie sieht es aus mit dem viel beschworenen Kulturwandel? Welche Verwaltungskultur braucht es, um Digitalisierung nicht nur in der Infrastruktur, sondern auch in Mindset und Haltung von Mitarbeitenden und Führungskräften innerhalb der Verwaltung zu etablieren?

Kienbaum hat sich diesen Fragen gemeinsam mit dem Centre for Digital Governance der Hertie School of Governance und dem Kommunalen Bildungswerk in einer deutschlandweiten Befragung gewidmet.

 

Konkret haben wir gefragt:

  • Welche prozessualen, systemischen und strukturellen Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um technische und fachliche Digitalisierungspotentiale erfolgreich umsetzen zu können und gleichzeitig auf eine stärkere Innovationsfähigkeit hinzuwirken?
  • Welches Führungsverhalten trägt am ehesten zur Verwirklichung einer digitalen Verwaltungskultur bei?
  • Auf welche Schwerpunkte sollte sich die strategische Personalarbeit fokussieren, um die Entwicklung einer digitalen Verwaltungskultur bestmöglich zu fördern?
  • Wie sieht der aktuelle Umsetzungsgrad dieser Hebel aus?

 

Mit rund 800 Teilnehmenden handelt es sich bei unserer Befragung um die deutschlandweit größte Studie zu diesem Thema.

Die Selbsteinschätzung des Digitalisierungsgrades der öffentlichen Verwaltungen zeigt ein eher ernüchterndes Bild: Rund 43 Prozent der Befragten gaben an, mit dem Digitalisierungsfortschritt ihrer eigenen Organisation eher nicht zufrieden zu sein. Nur ein Drittel der Befragten weiß von einer Digitalisierungsstrategie in ihrer Organisation und nur ein Viertel der Befragten gibt an, einen Umsetzungsfahrplan für OZG und eGovG in ihrer Organisation zu haben. Auch die Onlineverfügbarkeit ist laut der Erhebung noch deutlich ausbaufähig: Nur 35 Prozent der Befragten geben an, dass Leistungen ihrer Organisation online zur Verfügung stünden.

Gleichzeitig wird die Schaffung einer Infrastruktur für digitales und mobiles Arbeiten als wesentlicher Faktor für die Etablierung einer digitalen Verwaltungskultur von 78 Prozent bzw. 66 Prozent der Befragten genannt. Auch die Berücksichtigung von Service- und Nutzerorientierung gehört zu den Top 5 Erfolgsfaktoren (57 Prozent). Andere innovationsfördernde Rahmenbedingungen wie beispielsweise die Etablierung von Methoden des agilen Projektmanagements, der Aufbau einer Infrastruktur zum Experimentieren und Ausprobieren sowie ein Innovationsbudget wurden hingegen sowohl hinsichtlich ihrer Priorität als auch ihres Umsetzungsgrades am geringsten bewertet.

Mehr als die Hälfte unserer Befragten sind Führungskräfte – und ihnen kommt eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der digitalen Transformation zu. So betrachten rund drei Viertel unserer Befragten eine aktive Vorbildfunktion als zentrale Führungsaufgabe, wenn es um Digitalisierung geht. Sieben von zehn Befragten erwarten von einer zukunftsorientierten Führungskraft das Teilen von Wissen und Fähigkeiten. Proaktive Fortbildung und die Anwendung neu erworbener Fähigkeiten und Kenntnisse stellen für rund die Hälfte der Teilnehmenden wesentliche Faktoren für eine Führungskraft dar, die Digitalisierung (vor-)lebt.

Unterschätzt wird aktuell noch die Rolle von Personal- und Organisationsabteilungen als strategische Partner der Führungsebene. Der Umsetzungsgrad sämtlicher Aspekte rund um strategische Personalarbeit wird am geringsten von allen genannten Faktoren eingeschätzt. Die Schaffung von Entwicklungsangeboten (71 Prozent) und das systematische Analysieren fehlender Kompetenzen (58 Prozent) werden in diesem Zusammenhang als zentrale erste Maßnahmen benannt. Gleichzeitig stellt die Digitalisierung der eigenen Personalprozesse (49 Prozent) einen wesentlichen Hebel für die gesamte Organisation dar. Als Treiber einer digitalen Verwaltungskultur noch nicht erkannt ist die Förderung eines stärkeren Wissensaustausches innerhalb der Verwaltung, beispielsweise über einen übergreifenden Kompetenzpool (16 Prozent), und auch außerhalb der Verwaltung, z.B. durch eine stärkere Vernetzung mit der Privatwirtschaft (22 Prozent).

 

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Rene Ruschmeier | E-Mail: Rene.Ruschmeier@kienbaum.de | Tel.: +49 30 88 01 98-55

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