Gehaltsrunde 2026: Die letzte Chance für Equal Pay?
Die Uhr tickt. Im Juni 2026 wird die EU-Entgelttransparenzrichtlinie (EU 2023/970) wirksam – und viele Unternehmen stehen kurz davor, eine entscheidende Chance zu verpassen. Die nächste Gehaltsrunde bietet für zahlreiche Organisationen möglicherweise die letzte Möglichkeit, bestehende Entgeltlücken im Rahmen eines regulären Gehaltsentwicklungsprozesses zu schließen. Denn: Im Juni 2026 schafft die Auskunftspflicht (und ab 2027 die Berichtspflicht) Transparenz und damit gegebenenfalls Unruhe.
Director | Compensation & Performance Management
Von der Absicht zur Umsetzung: Wo Unternehmen heute stehen
Aktuelle Zahlen aus der Kienbaum Gehaltsentwicklungsprognose 2026 zeigen: Das Bewusstsein wächst. Während 2025 noch lediglich 15 % der Unternehmen angaben, einen Teil ihres Budgets zur Schließung von Entgeltlücken zu nutzen, sind es in der Prognose für 2026 bereits 28 % – ein deutlicher Anstieg.
Gleichzeitig zeigen Daten aus dem Kienbaum Equal Pay Readiness Check, dass drei Viertel der Unternehmen bisher keine regelmäßigen Analysen zur Entgeltgleichheit durchführen. Eine Umfrage unter DGFP-Erfa-Kreisen untermauert diesen Befund: Nur 34 % der befragten Unternehmen prüfen systematisch auf Entgeltlücken. In vielen Organisationen fehlt also schlichtweg die Erkenntnis, um gezielt handeln zu können. Die eigene Entgeltlücke (sofern vorhanden) bleibt unbekannt, und ggf. notwendige Maßnahmen werden nicht eingeleitet.
Warum die nächste Gehaltsrunde entscheidend ist
Die EU verpflichtet Unternehmen ab 2027 zur Offenlegung geschlechtsspezifischer Entgeltlücken. Grundlage bilden die realen Entgeltdaten aus dem Jahr 2026. Bereits ab Juni 2026 haben Mitarbeitende zudem ein individuelles Auskunftsrecht: Sie können ihre persönliche Entgeltlücke einsehen. Bereits Mitte 2026 werden Unterschiede also sichtbar, egal ob Unternehmen vorbereitet sind oder nicht. Wer heute noch nicht misst, läuft Gefahr, morgen von unangenehmen Fakten überrascht zu werden.
Die kommende Gehaltsrunde ist damit weit mehr als ein routinemäßiger Schritt im Vergütungszyklus. Für viele Unternehmen ist sie die letzte Gelegenheit, bestehende Ungleichheiten vergleichsweise geräuschlos zu korrigieren – bevor Transparenz zur Pflicht wird und Nachbesserungen ungleich schwieriger zu erklären sind.
Der Weg zur Handlungsfähigkeit:
(Daten-) Grundlagen, Transparenz, Strategie
Handlungsfähigkeit beginnt mit Klarheit. Unternehmen sollten daher kurzfristig:
- Ihre Datenlage analysieren – Liegen vollständig strukturierte und aktuelle Gehaltsdaten vor?
- Gleichwertige Arbeit definieren – Welche Positionen sind im Sinne der Richtlinie vergleichbar?
- Entgeltlücke analysieren – Gibt es innerhalb dieser Vergleichsgruppen geschlechtsspezifische Entgeltlücken? Wenn ja, in welchen Bereichen?
- Ein Budget für Equal Pay reservieren – Wie viel Prozent des Budgets für Gehaltsanpassungen in der kommenden Gehaltsrunde können gezielt zur Schließung der Lücken eingesetzt werden?
Unserer Erfahrung nach ist es dabei essenziell, nicht nur Härtefälle punktuell zu adressieren, sondern auch strukturelle Muster zu erkennen – und auf dieser Basis zu steuern. Ein Equal Pay Quick Check liefert dafür das Fundament, der Kienbaum Equal Pay Readiness Check bietet einen schnellen Einstiegspunkt.
Entgeltgerechtigkeit als strategische Chance
Wer die Gehaltsrunde 2026 allein als Pflichtübung versteht, greift zu kurz. Equal Pay ist mehr als ein regulatorischer Zwang – es ist eine strategische Option, sich als fairer, moderner und attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Unternehmen, die jetzt aktiv werden, sichern sich nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern auch Vertrauen und Loyalität ihrer Belegschaft.
Fazit: Jetzt handeln – oder später erklären
Die Entgelttransparenzrichtlinie ist kein Papiertiger. Sie wird Realität. Und mit ihr der Druck, nicht nur zu berichten, sondern auch zu begründen. Die Gehaltsrunde 2026 ist die letzte große Möglichkeit, bestehende Lücken relativ geräuschlos auszugleichen, bevor sie sichtbar werden. Wer diese Chance verpasst, wird sich später nicht nur vor Behörden, sondern auch vor Mitarbeitenden und Öffentlichkeit erklären müssen.
Unsere Empfehlung: Machen Sie die nächste Gehaltsrunde zu Ihrer Equal-Pay-Runde. Wir begleiten Sie gern mit Expertise, Analyse-Tools und strategischer Beratung, damit Ihre Organisation bereit ist für den Juni 2026.
Passende von Kienbaum entwickelte Tools
Grading App: Bewerten Sie Stellen einheitlich und nachvollziehbar, schaffen Sie eine klare Stellenarchitektur und legen die Basis für nachvollziehbare Vergütung und die Gender Pay Gap-Analyse.
Pay Equity Tool: Decken Sie Gender Pay Gaps nach der EU-Richtlinie zur Entgelttransparenz auf, verstehen Sie deren Ursache und erstellen Sie richtlinienkonforme Reports auf Knopfdruck.
Compensation Portal: Nutzen Sie die Vergütungsdatenbank von Kienbaum, um marktgerechte Gehälter zu ermitteln und fundierte Gehaltsentscheidungen zu treffen.
Benefit Tool: Finden Sie heraus, welche Benefits in Deutschland verbreitet sind und welche Angebote sich Mitarbeitende tatsächlich wünschen.