Ein digitaler Marktplatz für neues Wissen und neue Fähigkeiten

Ein digitaler Marktplatz für neues Wissen und neue Fähigkeiten

Transformation verändert nicht nur Unternehmen, sondern auch die Art und Weise, wie Mitarbeitende ihre Skills weiterentwickeln oder neu erlernen. Der Technologiekonzern Siemens bündelt seine Lernangebote in einem digitalen Ökosystem, in dem die Menschen sich die Angebote heraussuchen können, die sie benötigen. Welche Erfahrungen der Konzern bislang damit gemacht hat, darüber sprachen sprachen Daniela Proust von Siemens gemeinsam mit Kienbaum Managerin Ann-Kathrin Sieper in einem Webinar im Vorfeld der Kienbaum People Convention .

 

Im Mittelpunkt des Wandels eines Unternehmens stehen die Menschen. Sie haben entscheidenden Einfluss auf dessen Erfolg oder Misserfolg. Damit sie stets ihr Bestes geben können, braucht es ein modern aufgestelltes Learning & Development (L&D). Daniela Proust, Senior Vice President und Head of Global Learning and Growth bei Siemens, stellte Ann-Kathrin Sieper von Kienbaum und der Zuschauerschaft vor, wie der Technologiekonzern Lernen und Karriereentwicklung seiner über 300.000 Mitarbeitenden ganz individuell gestaltet.

Ausgangspunkt der Reise bei Siemens war die Erkenntnis vor rund vier Jahren, dass aufgrund des permanenten Wandels sich neue Paradigmen gebildet haben:

  • Karrieren sind individuell
    Karrieren sind nicht mehr starr und vorgezeichnet. „Sie sind individuelle Optionenräume. Jeder hat einen eigenen Rucksack voller Erfahrungen, Skills und Wissen sowie Interessen“, sagt Daniela Proust.
  • Lernen ist individuell
    Wenn die Karriere individuell ist, muss es auch der Weg dorthin sein. Lernen muss auf die Person zugeschnitten sein. Hinzu kommt: Permanenter Wandel bedeutet auch, permanent neues Wissen zu erwerben.
  • Arbeitskulturen verändern sich
    Das Lebensumfeld und die Vorstellung von Arbeit sind von Mensch zu Mensch höchst unterschiedlich. Wie Karriere und Privatleben vereint werden sollen oder welche Sinnhaftigkeit eine Person in ihrer Arbeit sieht, entscheidet auch darüber, wie sie sich weiterentwickeln möchte.

Um dem gerecht zu werden, hat Siemens seine L&D-Funktion von einem internen Serviceprovider für Trainingsangebote hin zu einem Lernökosystem weiterentwickelt: Ähnlich einem Marktplatz stellen alle Siemens-Einheiten, die sich mit Lernen beschäftigen, ihre Fähigkeiten und Angebote zur Verfügung, gebündelt auf einer Plattform namens „My Learning World“.  Hinzu kommen externe Lernanbieter wie LinkedIn Learning, Coursera oder Harvard Business Review – kostenfrei für die Mitarbeitenden. Außerdem stellen über 800 Kuratoren, selbst Siemens-Mitarbeitende, aus ihrem Fachgebiet Lerninhalte zusammen, die andere dann abonnieren können.

Auf der „My Learning World“ sind derzeit über 130.000 Lernangebote in unterschiedlicher Kompetenztiefe und in 29 Sprachen verfügbar. Denn: „Jeder Mitarbeitende benötigt ein ganz eigenes Puzzlestück für seine individuelle Reise, das er sich dort herauspicken kann“, sagt Proust. Neue Fähigkeiten zu entwickeln ist ebenfalls möglich. Über 300 sog. Skill Manager definieren die Anforderungen und Skills für eine Jobrolle oder Weiterqualifikation. Die interessierten Mitarbeitenden bekommen dann aufgrund ihres vorhandenen Skill-Profils Lernempfehlungen vorgeschlagen. Damit schafft Siemens neue Lernerfahrungen, die auf die jeweiligen Bedürfnisse passen und Spaß machen.

Das zahlt sich aus: Mit digitalem Lernen wurden inzwischen 97 Prozent der Mitarbeitenden global im Konzern erreicht. Jeden Tag sind 10.000 Lernende auf der Plattform aktiv. Die digitalen Lernstunden sind zwischen 2019 und 2022 um über 500 Prozent angestiegen. Siemens arbeitet schon an der nächsten Stufe seines L&D-Ökosystems. Denn nach der Transformation ist vor der Transformation


Schauen Sie sich hier den gesamten Talk als Aufzeichnung an:

Q&A mit Daniela Proust

Mit welcher Plattform wurde die Lernplattform umgesetzt?

Die My Learning World Plattform wird betrieben durch Infosys Wingspan.

Hat Siemens eine Lernzeit definiert, z.B. xx min je Woche? // Gibt es Zeiten, die für Weiterbildung gewährt werden? Bspw. 2h pro Woche?

Es ist ein Ziel für Digitale Lernstunden pro Jahr pro Mitarbeitenden festgelegt, für das laufenden GJ sind das 21h und „25 by 25“, also 25 digitale Lernstunden bis Ende des Geschäftsjahres 2025. Die Einteilung liegt in der Verantwortung des Einzelnen Mitarbeitenden.

Welche unterschiedlichen Ansätze verfolgen Sie, um Mitarbeitende im Büro vs. in den Werken zu erreichen? Wie unterstützen Sie insbes. das Lernen im Werksumfeld?

Wir konnten im vergangenen Geschäftsjahr den Zugang zu digitalem Lernen für die Werksmitarbeitenden in Deutschland von 39% auf 91% deutlich erhöhen. Das digitale Lernen in den Werken geschieht über allgemein zugängliche Bildschirme oder dafür zur Verfügung gestellte Lernräume, die mit Hardware ausgestattet sind (geteilte PCs oder iPads, an denen sich jede/r einloggen kann). Ein Zugriff mittels privater Hardware ist mitunter auch möglich.