Führung auf Distanz verbindet People und Produktivität

Führung auf Distanz verbindet People und Produktivität

Lässt sich der Modernisierungsschub in der Arbeitswelt, den Remote Work und Homeoffice gegeben haben, aufrechterhalten? Mit dem Ende der Coronapandemie beginnt in Unternehmen in Deutschland und weltweit die Debatte um die Rückkehr der Teams ins Büro. Im Rahmen der People Convention Webinare diskutierte Kienbaum mit Dr. Thymian Bussemer und Dr. Bernd Blessin vom Bundesverband der Personalmanager*innen (BPM) darüber, welche Herausforderungen die Neuorganisation von Arbeit für Führungskräfte bereithält und wie man sie auf dem Weg zum Konzept Hybrid Work bewältigen kann.

In den Unternehmen herrscht hohe Zustimmung für Remote Work, sowohl bei den Führungskräften als auch den Mitarbeitenden. Das hat eine gemeinsame Studie von Kienbaum und BPM herausgefunden. Zugleich aber existieren in 46 Prozent der Unternehmen keine Regelungen, wie Remote Work konkret gelebt werden soll. „Wir hängen gerade zwischen Baum und Borke“, fasst Bernd Blessin die Situation zusammen. Walter Jochmann sieht hier die HR-Funktion in der Pflicht: „Von Personalern wird erwartet, dass sie ein intelligentes Zukunftskonzept vorlegen, das Themen wie Mitbestimmung, Arbeitszeiterfassung und Flexibilität regelt und das dem Geschäftsmodell des Unternehmens und den Erwartungen der Belegschaft gerecht wird.“ Thymian Bussemer treiben die Langzeiteffekte um: „Die Produktivität der täglichen Arbeit hat nicht gelitten, doch die kulturelle Integration von Mitarbeitenden wird leiden.“

Dazu passen die Befunde der Studie. Führungskräfte beurteilen die Folgen von Arbeit auf Distanz mit Blick auf die Führungsanforderungen kritisch:

• 67 Prozent sehen das On-Boarding problematisch
• 75 Prozent erleben ein schwierigeres Teambuilding
• 85 Prozent sehen die Teamentwicklung herausfordernder
• 88 Prozent erleben Empowerment schwieriger

Wie Führung im Rahmen von Remote Work funktioniert

Die Kunst der hybriden Führung (Hybrid Leadership) besteht darin, ein People Mindset mit einem Produktivitäts-Mindset zu verbinden. Die Experten sehen folgende Ansatzpunkte, um Führungsfähigkeit in Remote Work sicherzustellen, ohne die positiven Effekte moderner Arbeitsmethoden zu verlieren:

• Es gibt keine ganzheitliche Lösung für das gesamte Unternehmen. Die Entscheidung über die Ausgestaltung von Hybrid Work sollte in den Teams getroffen werden. Führungskräfte müssen ihren Mitarbeitenden mehr Vertrauen und Eigenständigkeit zugestehen. Auf Workshops können gemeinsame Leitlinien erarbeitet werden.

• Je sauberer die Prozesse hinter einer Jobrolle festgelegt und je klarer die Ziele bzw. die Leistungsindikatoren definiert sind, desto leichter lässt sich auch im Remote-Kontext führen. Dennoch gibt es Tätigkeiten, die auf Präsenz nicht verzichten können – insbesondere kreative und disruptive Tätigkeiten, die auf die Kraft der Vielfalt und weniger auf den Sachaustausch angewiesen sind. Konzepte der geteilten Führung und der strategischen Führung können beide Seiten miteinander versöhnen.

• Die Instrumente des People Management und des Performance Management werden im Remote-Arbeitsumfeld wichtiger. Es kommt auch auf die persönlichen Skills der Führungskräfte für Hybrid Leadership an: die kognitive Bereitschaft, die höhere Komplexität von Hybrid Work zu bewältigen, eine größere Achtsamkeit, um Bedürfnisse und Stimmungen in einem virtuellen Umfeld zu erkennen und die Selbstkontrolle, die wenige Zeit für Führung bewusst und symbolhaft zu nutzen. Die HR-Funktion sollte die Führungskräfte bei der Entwicklung dieser Fähigkeiten unterstützen.


Schauen Sie sich hier den gesamten Talk als Aufzeichnung an: