Interview mit Marc Feige, Aworld

Nachhaltigkeitsziele in konkrete Ergebnisse umsetzen

Zahlreiche Unternehmen arbeiten daran, Nachhaltigkeit in all seinen Facetten in den Arbeitsalltag zu integrieren. Ein Start-up, dass Organisationen dabei hilft, AWorld. Die junge Firma ist nicht nur offizielle Plattform der ACT NOW Kampagne der Vereinten Nationen, sondern wurde im vergangenen Jahr ebenso von Google als beste „App for Good“ ausgezeichnet. Wir haben mit Marc Feige gesprochen, DACH-Vorsitzender von AWorld, um zu verstehen, wie das Unternehmen Nachhaltigkeitsziele in konkrete Ergebnisse umsetzt und welche Rolle Führungskräfte in Unternehmen bei der Erreichung der Ziele spielen. Zudem betrachten wir im Anschluss anhand unseres systematischen Transformationsansatzes "KWay", worauf es bei der Umsetzung einer Nachhaltigkeitstransformation ankommt.

Kim Sandy Eichler: Marc, würdest Du Dich und Deine Rolle bei AWorld kurz vorstellen?

A WorldMarc Feige: Sehr gerne! Ich verantworte den DACH-Bereich bei AWorld. Seit über sieben Jahren engagiere ich mich für Nachhaltigkeit, mit einem Hintergrund in Marketing und Kommunikation. In verschiedenen Kundenprojekten wurde mir schnell klar: Nachhaltigkeit darf nicht nur ein Thema sein, sondern muss konkret umgesetzt werden. Genau hier setzt AWorld an.

Was ist euer Ziel dabei?

Unser Ziel ist es, nachhaltiges Handeln in Unternehmen zu fördern und das Bewusstsein für individuelle ökologische Beiträge zu stärken. Wir helfen Organisationen, ihre Mitarbeitenden aktiv in die Nachhaltigkeitsziele einzubinden und diese durch positive, motivierende Ansätze nachhaltig umzusetzen. Nachhaltigkeit ist für mich persönlich bedeutend, weil ich das Gefühl schätze, einen echten Beitrag zu leisten und Veränderungen mitzugestalten.

Wie funktioniert das konkret?

AWorld ist eine Plattform, die darauf abzielt, Nachhaltigkeit in den Arbeitsalltag von Unternehmen und ihren Mitarbeitenden zu integrieren. Unsere App ist eine Art „Sprachkurs der Nachhaltigkeit“ und hilft Mitarbeitenden, ihren ökologischen Fußabdruck zu verstehen und durch gezielte Maßnahmen zu verringern. Dabei geht es nicht nur darum, den eigenen „Footprint“ zu reduzieren, sondern auch den „Handprint“ zu vergrößern – das heißt, positive Auswirkungen aktiv zu fördern. Mit wissenschaftlich fundierten Daten und personalisierten Empfehlungen unterstützt unsere App die Nutzer dabei, Gewohnheiten nachhaltig zu ändern und fundierte Entscheidungen zu treffen. Oft fehlt das Bewusstsein, wie sich Verhaltensweisen auf Umwelt und Ressourcen auswirken – hier bietet unsere App Transparenz und Einsicht in Aspekte wie CO2-Emissionen, Wasser- oder Energieverbrauch.

Wie unterstützt ihr Unternehmen dabei, Nachhaltigkeit nachhaltig in ihre Organisationsstrukturen zu integrieren?

Wir begegnen den Menschen auf Augenhöhe. Zu Beginn beantworten die Nutzer einen Fragenkatalog zu ihren aktuellen Gewohnheiten, beispielsweise in Bezug auf Mobilität oder Konsumverhalten. Darauf aufbauend erhalten sie gezielte Empfehlungen, wie sie durch kleine Anpassungen Ressourcen schonen und Emissionen senken können. Mithilfe täglicher Aufgaben und spielerischer Elemente motivieren wir die Mitarbeitenden zu nachhaltigem Verhalten. Wichtig ist, dass wir keine Kontrollmechanismen einführen, sondern ein gemeinsames Verständnis schaffen und die Belegschaft für den Wandel begeistern. Zusammen mit dem Unternehmen formulieren wir eine umfassende Nachhaltigkeitsmission, die über unsere Plattform durch personalisierte „Challenges“ umgesetzt wird. So wird Nachhaltigkeit greifbar und wird zum Bestandteil des Arbeitsalltags.

Die 2030-Agenda der Vereinten Nationen (UN) hat einst 17 übergeordnete Nachhaltigkeitsziele mit 169 Unterzielen definiert. Auch viele Unternehmen setzen sich ambitionierte Ziele. Wie verliert man nicht den Fokus?

Bei uns liegt der Fokus auf echter Transformation, sowohl individuell als auch unternehmensweit. Nicht jede Organisation kann alle 17 Nachhaltigkeitsziele auf Anhieb erfüllen, aber wir konzentrieren uns gemeinsam auf jene Ziele, die derzeit am relevantesten sind. AWorld schafft es, Nachhaltigkeit zu individualisieren, sodass jede Person den eigenen Einfluss erkennt und motiviert ist, aktiv mitzugestalten. Nachhaltigkeit muss von der Führungsebene unterstützt und vorgelebt werden – eine strategische Verankerung ist unerlässlich, ohne das Engagement des C-Levels geht es nicht.

Welche Rolle spielt die Führungsebene, um Nachhaltigkeitsinitiativen erfolgreich in einer Organisation zu verankern?

Marc Feige, AworldFührungskräfte setzen die Richtung und schaffen Prioritäten. Wenn das Führungsteam hinter den Zielen steht und diese aktiv vorlebt, inspiriert das auch die Mitarbeitenden. AWorld stellt Führungskräften Echtzeitdaten zur Verfügung, die den Fortschritt und die Beiträge der Teams sichtbar machen. So können Führungskräfte gezielt unterstützen und Erfolge nachvollziehen.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Implementierung nachhaltiger Praktiken?

Eine häufige Herausforderung ist die Abstraktheit des Themas Nachhaltigkeit, die es schwer macht, konkrete Handlungen abzuleiten. Viele Mitarbeitende wissen nicht genau, wie sie zum Ziel beitragen können. AWorld macht Nachhaltigkeit greifbar und zeigt notwendige Verhaltensänderungen auf individueller Ebene auf. Unsere App bietet Transparenz und kontinuierliches Feedback, wodurch das Engagement im Team verstärkt wird. Gamifizierte Team-Challenges fördern zusätzlich den Ansporn, sich aktiv zu beteiligen.

Wie sieht das in der Realität aus?

Ein gutes Beispiel ist die italienische Supermarktkette „Conad“, die Nachhaltigkeit direkt in das Einkaufserlebnis ihrer Kunden integriert hat. Unsere AWorld App wurde hier in das bestehende Loyalty-Programm eingebunden, sodass Kunden Bonuspunkte für den Kauf nachhaltiger Produkte sammeln konnten, die wiederum beim nächsten Einkauf nutzbar waren. Das Ergebnis war eine messbare Steigerung nachhaltiger Kaufentscheidungen und ein wachsendes Bewusstsein für umweltfreundliches Konsumverhalten.

Und auf Unternehmensseite? Wie lässt sich eine entsprechend nachhaltige Unternehmenskultur schaffen, die langfristig Wirkung zeigt?

Indem wir kontinuierliches Lernen und transparentes Feedback in den Arbeitsalltag integrieren, schaffen wir eine Kultur der Nachhaltigkeit. Unsere Plattform bietet messbare Ergebnisse, die Fortschritte sichtbar machen und die Motivation aufrechterhalten. So wird nachhaltiges Handeln zur Selbstverständlichkeit und Teil des Unternehmensalltags. Letztlich beginnt der Wandel bei uns selbst – das gilt besonders im Unternehmenskontext. Nur wenn Mitarbeitende und Führungskräfte den Weg gemeinsam gehen, kann nachhaltige Veränderung von innen heraus entstehen.

Vielen Dank, für die Einblicke, Marc! 


 

Nachhaltigkeitstranformationen umsetzen und leben – Eine systemische Perspektive auf Basis des Kienbaum KWay Ansatzes:

Digitale Ansätze wie die von AWorld eröffnen Unternehmen neue Wege, Nachhaltigkeit greifbar zu machen und sie direkt in den Arbeitsalltag zu integrieren. Dies reicht von der Schärfung des Umweltbewusstseins bis hin zur praktischen Umsetzung von Maßnahmen, die sowohl ökologische als auch soziale Verantwortung fördern. Genau hier setzt auch Kienbaums systemischer Transformationsansatz „KWay“ an, der Unternehmen ganzheitlich auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeitstransformation begleitet.

Der „KWay“ hebt sich dadurch hervor, dass er die vier zentralen Dimensionen einer Organisation – Strategie, Struktur, Führung und Kultur – systematisch miteinander verbindet, um nachhaltige Veränderung tief in die DNA des Unternehmens einzubetten.

Die vier Dimensionen der Nachhaltigkeitstransformation

Kienbaum Kway

Eine nachhaltige Transformation beginnt mit der Entwicklung einer klaren, strategischen Ausrichtung, die die Bedeutung von Nachhaltigkeit nicht nur als regulatorisches Muss, sondern als Wettbewerbsvorteil erkennt. Dabei geht es darum, Zielkonflikte wie „Profitabilität versus Investitionen in Nachhaltigkeit“ offen anzusprechen und bewusst zu entscheiden, welche Kompromisse eingegangen werden, um langfristige Vorteile zu sichern. Unternehmen, die Nachhaltigkeitskriterien wie ESG in ihre strategische Entscheidungsfindung einbeziehen, gewinnen nicht nur an Glaubwürdigkeit, sondern sichern sich auch ihre wirtschaftliche Zukunft. Denn Organisationen, die beispielsweise ESG-Standards ignorieren, riskieren zunehmend, von Wertschöpfungsketten ausgeschlossen zu werden.

Strukturelle Transformation: Nachhaltigkeit in Organisationen verankern

Im „KWay“-Ansatz wird diese Dimension durch tiefgehende Analysen gestärkt, die Führung und Stakeholder in die Lage versetzen, fundierte und nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Nachhaltigkeit verlangt jedoch auch eine grundlegende Anpassung der Organisationsstrukturen. Dabei muss sie von einer isolierten Funktion – beispielsweise als reine CSR-Abteilung – hin zu einem integralen Bestandteil aller Unternehmensbereiche transformiert werden.

Der „KWay“ unterstützt Organisationen darin, Governance-Strukturen zu schaffen, die Nachhaltigkeit institutionalisieren, etwa durch die Einbettung von Nachhaltigkeits-KPIs ins Performance Management oder die bewusste Zuweisung von Ressourcen (FTEs) zur Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen. Prozesse müssen so gestaltet werden, dass sie nicht nur Effizienz fördern, sondern auch Nachhaltigkeitskriterien wie Circular Economy oder Klimaneutralität berücksichtigen. Nur wenn Nachhaltigkeit in den Strukturen und Steuerungsmechanismen eines Unternehmens fest verankert ist, kann sie langfristig Wirkung entfalten.

Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle in der Transformation. Das gilt auch und insbesondere für Nachhaltigkeit. Der „KWay“ betont die Notwendigkeit, dass Führung nicht nur strategische Verantwortung übernimmt, sondern Nachhaltigkeit im Alltag vorlebt. Das bedeutet, dass C-Level-Teams gemeinsam definieren müssen, wo und wie Nachhaltigkeit eine Entscheidungsprämisse wird, und dass Führungspositionen gezielt auf Nachhaltigkeitsziele einzahlen – etwa durch Verantwortlichkeiten für ESG-Reporting, soziale Verantwortung oder Innovationsförderung im Bereich Nachhaltigkeit. Gleichzeitig fördert Kienbaum die Entwicklung von Führungsverhalten, das Mitarbeitende inspiriert, ihre Rolle als Mitgestalter der Transformation anzunehmen. Indem Führungskräfte nachhaltiges Handeln sichtbar vorleben, schaffen sie eine Vorbildfunktion, die Kulturveränderungen beschleunigt.

Unternehmenskultur: Nachhaltigkeit als verbindendes Element

Kultur ist letztlich die verbindende Ebene, die eine Transformation trägt. Nachhaltigkeit muss als Wert in der Organisation tief verankert sein und sich in den täglichen Entscheidungen, Prozessen und dem Miteinander widerspiegeln. Der „KWay“ hilft Unternehmen dabei, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Verantwortung, Gemeinschaft und Transparenz fördert. Dies geschieht durch gezielte Kommunikationsstrategien, die sicherstellen, dass Nachhaltigkeit nicht als abstraktes Konzept, sondern als greifbare Realität wahrgenommen wird. Gleichzeitig unterstützt Kienbaum durch Entwicklungsprogramme die Befähigung der Mitarbeitenden, aktiv am Wandel mitzuwirken. Dies umfasst sowohl fachliche Kompetenzen, etwa im Bereich ESG-Reporting, als auch Soft Skills wie die Fähigkeit, nachhaltig zu führen und zu kooperieren.

Kienbaum kombiniert mit dem „KWay“-Ansatz strategische, strukturelle und kulturelle Expertise, um Unternehmen dabei zu unterstützen, Verantwortung zu übernehmen und Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil ihrer DNA zu verankern. Dieser ganzheitliche Ansatz macht Nachhaltigkeit nicht nur messbar, sondern auch erlebbar – für einen Wandel, der heute beginnt und weit in die Zukunft reicht. Unternehmen, die diesen Weg gehen, stellen nicht nur Compliance sicher, sondern stärken ihre Innovationskraft, ihre Resilienz und ihre Attraktivität als Arbeitgeber und Geschäftspartner.