Personalführung in der globalen Krise

Personalführung in der globalen Krise

Die Weltgemeinschaft befindet sich mitten in einer politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformation. Auf der Kienbaum People Convention 2022 sprach der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer über die Bedeutsamkeit dieser Transformation für Unternehmen und Führungskräfte. Lesen Sie, warum diese die geopolitisch-strategische Fragen nicht nur verstehen, sondern auch Chancen ergreifen müssen, um aus dieser Herausforderung Nutzen zu ziehen.

Mitten in der politischen und wirtschaftlichen Transformation

Wirtschaftliche Stressfaktoren und geopolitische Konfrontationen häufen sich, die europäische Friedensordnung ist „unwiederbringlich dahin“ und wird „auf absehbare Zeit nicht zurückkehren“. Inmitten von Rezensionsentwicklungen, Inflation, und der Realität einer Kriegserfahrung sind optimistische und zweifelsfreie Prognosen heikel. „Ich könnte ihnen nicht sagen, wie die Welt politisch und wirtschaftlich sein wird“, so Joschka Fischer. Was jedoch – ohne Zweifel – festzustellen ist, sind die enormen Stressfaktoren, die die Weltgemeinschaft zu behandeln hat.

Für den internationalen Politikbeobachter und ehemaligen Bundesaußenminister ist unverkennbar: Mehr denn je befindet sich die Weltgemeinschaft in einer politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformation. Klar ist auch, die Unternehmen und ihre Führungskräfte spielen hierbei eine zentrale Rolle.

 

Eine unvorhersehbare Entwicklung?

Die vergangenen Jahrzehnte waren geprägt durch eine glänzende ökonomische Performance der europäischen und transatlantischen Staatengemeinschaft. Die Integrationsleistungen der Europäischen Union sowie der NATO verwirklichten eine lang andauernde Friedensordnung, auf der Wirtschaft und Politik gleichermaßen bauten. Durch diese immanente Sicherheit sind Staaten mit fortlaufender Geschwindigkeit abhängig voneinander geworden. Diese Abhängigkeit wurde immer nur im Kontext wirtschaftlicher Kostenpunkte begriffen, nie aber unter machtpolitischen Gesichtspunkten, beobachtet Joschka Fischer. Die politischen Entwicklungen führten nun eine Transformation herbei, die von den politischen Akteuren so nicht vorhergesehen wurde.

Ein echtes Dilemma

Lang neutral gebliebene Länder treten nun der NATO bei, politische Führungen scheuen sich nicht mit Drohungen zu verhandeln, und die wirtschaftlichen bzw. energiepolitischen Konsequenzen werden langsam für alle deutlich, – in Politik, Gesellschaft, aber auch in Unternehmen.

In dieser neuen Realität: Dürfen wir es uns in der Zukunft erlauben als große Exportnation in solche Abhängigkeit zu gelangen? Was tun wir, wenn unsere wichtigsten Wirtschaftspartner in politische Konfrontation treten und unsere Loyalität einfordern? Der außenpolitische Experte argumentiert: Die Illusion eines freien Welthandels jenseits machtpolitischer Strategie hat uns zu dem Fehlschluss geleitet, dass wirtschaftliche Abhängigkeit nie im Kontext von politischer Abhängigkeit erkannt wurde.

Aufgrund dessen bedarf es einer Kalibrierung des Verhältnisses zwischen privatwirtschaftlichen Gewinnerwägung und machtpolitischen Kalkülen. Unverkennbar aber ist auch, dass Unternehmen darauf nicht eingestellt sind.

Transformation angehen – Ein Appel geopolitisch zu denken

„Das ist alles andere als einfach“, fasst Joschka Fischer seine Handlungsempfehlung zusammen. In der kommenden Zeit werden wir entscheidende Fragen beantworten müssen, die sich mit der Sicherheit und Stabilisierung des transatlantischen Bündnisses beschäftigen, so der ehemalige Politiker. Um diese Fragen zu beantworten und die Transformation zu nutzen brauch es europäisches Selbstbewusstsein, eine pro-Change Mentalität sowie eine globale Strategie, beispielsweise beim Klimaschutz.

Chancenreiche Zeiten für die Personalführung in Unternehmen

Die Weltgemeinschaft steht unter transformativen Stress, welcher bis in die Unternehmen und Personalführung hineingreift, doch herausfordernde Zeiten sind chancenreiche Zeiten, so Joschka Fischer. Auf die Frage von Moderator Dr. Hilmar Schmidt, ob der Weltgemeinschaft nicht das Geld für dringende Reformvorhaben ausginge, antwortetet der Politikexperte entschieden: „Das Geld geht uns nicht aus – das ist eine Mentalitätsfrage.“ Was die Weltgemeinschaft begreifen müsse, ist, dass wir uns in einer Transformation befinden, die nur global zu bewältigen ist.

Zusammenfassend betont Joschka Fischer die Bedeutsamkeit der politischen Transformation auf Wirtschaft und Unternehmen. Denn auch Führungskräfte müssen sich nun mit geopolitisch-strategischen Fragen auseinandersetzen und der Transformation offen begegnen, um aus dieser herausfordernden Zeit Chancen ergreifen und für ihr Unternehmen und Mitarbeitende nutzen zu können.

 

Zur Person: 

Joschka Fischer gilt als einer der beliebtesten und weltweit angesehensten deutschen Politiker. Seit 1982 ist er Mitglied der Grünen und wurde ein Jahr später für seine Partei erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt. Unter der Regierung von Bundeskanzler Schröder war Fischer von 1998 bis 2005 Vizekanzler und Außenminister der Bundesrepublik Deutschland. Nach seinem Rückzug aus der aktiven Politik hatte er eine Gastprofessur an der Woodrow Wilson School der Princeton University (USA) inne und wird Gründungsgesellschafter des Beratungsunternehmens Fischer & Company.