
KI & Cybersecurity im Topmanagement: Warum Unternehmen jetzt Kompetenzen, Systeme und Kultur verändern müssen
Zwei technologische Megatrends verändern derzeit die Grundfesten strategischer Unternehmensführung: Künstliche Intelligenz (KI) und Cybersecurity. Sie stellen nicht nur neue Werkzeuge dar – sie verschieben Rollen, Entscheidungsprozesse und die Anforderungen an Führungskräfte. Wer ihre Relevanz unterschätzt, riskiert nicht nur wirtschaftliche Nachteile, sondern auch den Verlust der unternehmerischen Steuerungsfähigkeit. Im Rahmen der Kienbaum Veranstaltungsreihe "Executive Breakfast" haben wir mit Entscheider:innen über Hypothesen diskutiert, die wir in diesem Beitrag näher beleuchten.

Paula Czichos
Consultant | Executive Search
Zwei Hypothesen, die wir wir im Rahmen des 4. Executive Breakfasts in der Kölner Kienbaum Zentrale zur Diskussion gestellt haben, bringen es auf den Punkt.
These 1: KI ersetzt 50 % der C-Level-Entscheidungen – wer das ignoriert, verliert seine Relevanz.
These 2: Deutschland verliert den technologischen Wettlauf gegen die USA & Asien.
Beide Aussagen lenken den Blick auf die zentralen Fragen unserer Zeit: Wie verändert sich das Topmanagement durch diese Entwicklungen – und welche Kompetenzen braucht Führung, um auch künftig Wirkung zu entfalten?
KI: Vom Hype zum Führungsinstrument
Künstliche Intelligenz ist längst nicht mehr nur ein visionäres Zukunftsthema. Die Technologie hat bereits Einzug in die operative und strategische Unternehmenssteuerung gehalten. Ob fundierte Prognosen, objektivierte Entscheidungsoptionen oder simulationsbasierte Szenarien – KI wird zunehmend zu einer kognitiven Unterstützung im Führungsalltag. Doch ihr Wert hängt maßgeblich davon ab, wie Führungskräfte sie begreifen und einsetzen: Als Mittel zur Reduktion von Komplexität oder als Bedrohung der eigenen Relevanz? Erfolgreiche Organisationen nutzen KI als Ergänzung menschlicher Urteilskraft und integrieren sie aktiv in Entscheidungsprozesse. Dies erfordert eine neue Haltung und neue Fähigkeiten im Topmanagement: Datenkompetenz als strategische Ressource, technologische Neugier als Grundhaltung und die Bereitschaft, Entscheidungen kollaborativ – mit Teams und Maschinen – zu treffen. Der Chief AI Officer mag ein Baustein dieser Transformation sein, doch entscheidend ist: Die Verantwortung für KI darf nicht ausgelagert werden, sondern muss im Topmanagement verankert bleiben
Cybersecurity: Vom IT-Problem zur Führungsfrage
Auch das Thema Cybersecurity hat sich von einem klassischen IT-Problem zu einem zentralen Führungsthema gewandelt. Digitale Angriffsflächen bedrohen heute nicht nur Netzwerke, sondern auch Geschäftsmodelle, Identitäten und die Reputation von Unternehmen. Die zentrale Frage lautet: Wie viel Vertrauen kann ein Unternehmen noch gewähren, wenn es die Kontrolle über seine digitalen Assets verliert?
Gefordert ist eine klare Haltung im Topmanagement.
Cybersecurity muss zur strategischen Führungsaufgabe werden – proaktiv, strategisch eingebettet und nicht nur reaktiv im Krisenfall. Das erfordert ein tiefes Verständnis für digitale Risiken auf Business-Ebene, eine Sicherheitskultur, die auf Kommunikation und Transparenz basiert, sowie die Bereitschaft, offen mit Veränderungsprozessen umzugehen. Wer es schafft, Sicherheit als Bestandteil der Unternehmenskultur zu etablieren, gewinnt nicht nur Resilienz, sondern auch das Vertrauen von Mitarbeitenden, Kund:innen und Partner:innen.
Leadership: Zwischen Vertrauen, Technologie und Transformation
Beide Themen – KI und Cybersecurity – machen deutlich, dass sich das Verständnis von Führung grundlegend wandelt. Der klassische Führungsstil mit hierarchischen Vorgaben und Einzelentscheidungen verliert an Wirksamkeit. Gefragt ist ein Führungsmodell, das auf Vertrauen, Orientierung und Befähigung basiert. Führungskräfte entwickeln sich zu Gestalter:innen von Rahmenbedingungen, in denen Entscheidungen gemeinschaftlich – unter Einbeziehung von Technologie und Team – getroffen werden. Diese neue Führungsrealität verlangt emotionale Intelligenz, systemisches Denken, hohe Ambiguitätstoleranz und die Fähigkeit, auch in unsicheren Kontexten handlungsfähig zu bleiben. Führung im digitalen Zeitalter bedeutet nicht mehr allwissend zu sein, sondern Räume zu schaffen, in denen Potenziale entfaltet und Komplexität gemeinsam bewältigt werden kann.
Die Auswirkungen dieser Entwicklung reichen tief in die Personalstrategie hinein. Organisationen müssen heute definieren, welche digitalen und strategischen Kompetenzen auf Führungsebene erforderlich sind. Es gilt, relevante Skills zu identifizieren, gezielt zu entwickeln und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das technologieoffen, sicher und kollaborativ ist.
Dabei geht es nicht nur um die Einführung neuer Tools, sondern um die Neukalibrierung von Rollenbildern, Karrierepfaden und Führungsverständnis. Der Transformationsprozess ist dabei weniger technischer, sondern vor allem kultureller Natur.
Zukunftsfähige Führung beginnt jetzt
Die Referent:innen auf dem 4. Executive Breakfast: Sharon Marie Spisa (Kienbaum), Jörg Albold (Kienbaum), Lothar Engelke (Senior Advisor), Christine Bölsche (C-Level Führungskraft in IT & Digital) David Luebeck (DBU), Carsten Priebs (Biesterfeld Group), Lukas Fastenroth (Kienbaum)
Das diesjährige Executive Breakfast hat deutlich gemacht: Unternehmen, die sich aktiv mit KI und Cybersecurity auseinandersetzen, sichern sich nicht nur einen technologischen Vorsprung – sie schaffen auch die Voraussetzungen für nachhaltige Steuerung, wirksame Führung und resiliente Organisationen.
Führung im digitalen Zeitalter bedeutet, auch unter Unsicherheit handlungsfähig zu bleiben, Vertrauen in digitalen Kontexten zu gestalten und Entscheidungen trotz wachsender Datenflut zu treffen. Dazu braucht es keine allwissenden Held:innen – sondern mutige Gestalter:innen, die Technologie, Kultur und Strategie als Einheit begreifen.
Gerne unterstützen unsere Expertinnen und Experten der Practice Group Digital Media & Tech Sie bei der Besetzung und Weiterentwicklung Ihrer Führungsrollen. Sprechen Sie uns an.