People Convention 2025

Virginia Bastian über Wettbewerbsfähigkeit in der Biotech- und Pharmabranche

Die industrielle Gesundheitswirtschaft steht vor enormen Herausforderungen: Demografischer Wandel, Fachkräftemangel und rasante technologische Entwicklungen prägen die Branche. Dr. Virginia Bastian, Arbeitsdirektorin bei Roche Deutschland, zeigt auf der Kienbaum People Convention 2025 konkrete Lösungsansätze auf.

Die Zahlen sind eindeutig: Bis 2030 wird die Biotech- und Pharmabranche mit einer Reduktion von 12,2 Prozent der verfügbaren Arbeitskraftkapazität konfrontiert sein. Gleichzeitig steigt der Bedarf an technischen Kompetenzen um 55 Prozent. Auf 100 Menschen im Alter von 60+ kommen nur 82 Menschen, die am Beginn ihrer Karriere stehen, verdeutlicht Dr. Virginia Bastian die demografische Herausforderung.

Die industrielle Gesundheitswirtschaft beschäftigt mit über 200 Milliarden Euro Umsatz mittlerweile mehr Mitarbeitende als die Automobilbranche. Die Branche trage von der Wertschöpfung und dem Fokus auf Innovation sehr dazu bei, dass wir sie sich im Wettbewerb behaupten.

5B-Modell als strategische Antwort

Roche begegnet diesen Herausforderungen systematisch mit einem 5B-Modell: Bring, Build, Borrow, Bridge, Belong. Kernstück ist die „Integrated Workforce Strategy”, die Marktangebot, Unternehmensbedarf und Zukunftsprojektionen analysiert.

Besonders innovativ ist der „Build”-Ansatz: Wenn der Markt nicht die benötigten Fachkräfte hergibt, setzt Roche auf interne Qualifizierung. So agiere Roche beim Bridging beispielsweise mit Transition Coaches. Das kleine Team beschäftige sich damit, genau diese Kolleginnen und Kollegen zu begleiten erklärt Bastian die interne Mobilität.

Ein besonders spannendes Beispiel: Über das sogenannte „Drehscheiben-Modell“ identifiziert Roche branchenübergreifende Kompetenzüberlappungen – etwa zwischen Brauereien und Biotech-Produktion. So entstehen neue Recruiting-Wege und Chancen für Quereinsteiger:innen.

Schauen Sie sich den gesamten Vortrag von Dr. Virginia Bastian auf der People Convention 2025 in voller Länge an

Weitere Inhalte der Konferenz finden Sie in unserem Rückblick der People Convention 2025

Nachwuchsförderung und kontinuierliche Weiterbildung

Gleichzeitig wird viel in die frühe Talentförderung investiert. Duale Studiengänge, Zusatzmodule und individuelle Entwicklungspfade für Auszubildende zielen darauf ab, zukunftsrelevante Skills frühzeitig zu entwickeln – abgestimmt auf unternehmerische Bedarfe und persönliche Stärken.

Eine solide und stets aktuelle Ausbildung ist demnach das eine. Lebenslanges Lernen das andere. Die dafür nötige Selbstlernkompetenz – eine der zentralen und elementaren Zukunftskompetenzen – zu fördern, bleibt eine zentrale Herausforderung, der das Unternehmen bspw. durch Teilzeit-Ausbildungsmodelle und personalisierte Lernplattformen begegnet.

Auch das Thema KI spielt dabei eine wichtige Rolle. Roche hat dafür eine globale KI-Strategie unter dem Namen „Every Day AI” ausgerollt, die für alle Mitarbeitenden nicht nur die Möglichkeit bringe, KI im täglichen Einsatz zu nutzen, sondern auch eine massive Qualifizierungsoffensive dahinter, so Bastian.

Auch wenn sich Mitarbeitende bei Roche auf dem Grundsatz „Doing now what patients need next“ bereits seit 125 Jahren gerne mit dem Unternehmen und seinen Werten identifizieren: Der Wandel zu einer lernenden Organisation erfordert auch hier kulturelle Veränderungen.

Chancen aktiv nutzen

Während man bei Roche aus wissenschaftlicher Sicht mit Sorge auf die Krise der US-amerikanischen Hochschulen blickt, kann man die Entwicklung, so Bastian, aus deutscher Sicht auch als Chance betrachten, um noch mehr qualifizierte Expert:innen für den hiesigen Wirtschaftsstandort zu gewinnen. Man müsse die Notwendigkeiten und Chancen aber auch aktiv angehen und das Momentum nutzen.

Denn: Langfristige Wettbewerbsfähigkeit entsteht nicht zufällig, sondern durch strategische Planung, mutige Kulturentwicklung und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. People & Culture bei Roche denkt HR nicht nur als Unterstützungsfunktion, sondern als aktiven Treiber unternehmerischer, aber auch gesellschaftlicher Resilienz und Innovationskraft.