Interview mit Josef Hasler, N-ERGIE

Interview mit Josef Hasler, N-ERGIE

Josef Hasler ist Vorsitzender des Vorstands der N-ERGIE in Nürnberg. Im Interview hat er mit Kienbaum-Berater Henning Böhne über die Herausforderungen in der aktuellen COVID-19-Phase gesprochen.

Henning Böhne: Welche Erfahrungen haben Sie im Rahmen der COVID-19-Phase in Ihrem Unternehmen gemacht?

  Josef Hasler: Die Folgen, die COVID-19 mit sich brachte, waren nicht vorhersehbar und stellten uns im Unternehmen vor zahlreiche neue Herausforderungen. Zu Beginn des Lockdowns stellten wir zuallererst die gesundheitliche Sicherheit und Prävention her. Sehr schnell mussten wir aber auch die grundsätzlichen Fragen klären:

Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender N-ERGIE

„Wie können wir die weitere Kommunikation mit den Mitarbeitern sicherstellen? Wie setzen wir Führung auf Distanz um? Welche digitalen Werkzeuge brauchen wir, um arbeitsfähig zu sein?“

Die schnelle Umstellung einer Präsenzkultur auf mobiles und digitales Arbeiten – also auf einen „Remote“-Modus – hat sehr gut funktioniert, da wir bereits auf eine gute IT-Infrastruktur zurückgreifen konnten. Dies war für uns ein absoluter Erfolgsfaktor. Allerdings wurde uns auch vor Augen geführt, dass wir unglaublich stark von einer reibungslos laufenden IT abhängig sind. Funktioniert diese nicht, sind wir im „Remote“-Modus arbeitsunfähig und können viele Prozesse nur unzureichend steuern. Wir haben überdies die Erfahrung gemacht, dass es für ein effizientes Arbeiten nicht zwingend persönlicher Meetings bedarf: Viele virtuell durchgeführte Routine-Sitzungen im Management laufen heute äußerst effizient und fokussiert ab. Diese neuen Formate sind oft produktiver als früher, da virtuelle Meetings eine bessere Vorbereitung verlangen. Eine weitere große Herausforderung war der gesundheitliche Schutz unserer Mitarbeiter, den es sicherzustellen galt – insbesondere im öffentlichen Nahverkehr und auf den Baustellen. Zudem mussten wir unsere Systeme umstellen, um diese Mitarbeiter aus der Ferne steuern zu können. Ungeachtet aller Vorteile, die das digitale Arbeiten mit sich bringt, gibt es einen nicht zu unterschätzenden Nachteil: Digitale Meetings können den direkten, persönlichen Austausch, die Interaktion unter Kollegen, nicht ersetzen. Und genau diese persönliche Ebene wird von vielen unserer Mitarbeiter und auch von mir vermisst.  

Henning Böhne: Welches Führungsverhalten hat sich besonders bewährt?

  Josef Hasler: Betrachtet man gutes Führungsverhalten bezogen auf Klarheit in der Mitarbeiter- und Aufgabenorientierung, so haben sich die folgenden Verhaltensweisen bewährt: Eine signifikante Steigerung der Kommunikationsfrequenzen im Vergleich zum Normalmodus hat geholfen, unsere Mitarbeiter bei wichtigen Entscheidungen mitzunehmen. Das regelmäßige Informieren ersetzt natürlich nicht den Dialog mit den Mitarbeitern, dem in Zeiten wie dieser besondere Bedeutung zukommt. Die neue Situation bringt natürlich viele Unsicherheiten für uns alle mit. Diese müssen wir akzeptieren und ernst nehmen.

„Gerade in unsicheren Zeiten müssen Führungskräfte noch mehr als sonst für ihre Mitarbeiter erreichbar und zugänglich sein sowie Unterstützung anbieten.“

Es hilft in diesem Kontext, Entscheidungen besonders klar zu kommunizieren und für jeden einzelnen nachvollziehbar zu machen. Das Einholen eines systematischen Mitarbeiter-Feedbacks ist ebenfalls ein Erfolgsfaktor. Uns ist es wichtig, die Stimmungen und Meinungen unserer Mitarbeiter zu kennen und dadurch die Einbindung bei wichtigen Beschlüssen zu stärken. In Zeiten von COVID-19 hat sich noch deutlicher als sonst gezeigt, dass gute Führung klare Orientierung für Mitarbeiter und Aufgaben gibt: Hier waren Verlässlichkeit und besonders auch handwerkliche Führungskompetenzen gefragt – mehr denn je.  

Henning Böhne: Welche zwei bis drei Maßnahmen leiten Sie für die Zukunft ab – was werden Sie im Unternehmen verändern?

  Josef Hasler: Auch bei der N-ERGIE wird es nachhaltige Veränderungen geben. Wir werden unsere Erfahrungen auswerten und einiges aus der Krise mitnehmen: Zum Beispiel werden wir weiterhin viele Regel-Meetings virtuell durchführen und flexiblere Entscheidungsprozesse etablieren. Wir werden hybride Strukturen, d.h. entstandene Netzwerk-Strukturen neben den bestehenden Unternehmensgefügen, parallel fördern, um die Vernetzung der Mitarbeiter und damit den Kommunikationsfluss sowie die Effizienz weiter auszubauen. Bei den Mitarbeiterbeurteilungen, um hier ein weiteres Beispiel zu nennen, werden wir dynamischer werden, damit wir zukünftig schneller auf Veränderungen am Markt reagieren können. In Summe lässt sich festhalten, dass wir uns agiler aufstellen und unsere Anpassungsfähigkeit weiter optimieren werden.   Vielen Dank für das Gespräch.   Dieses Interview entstammt unserem Whitepaper “Brave New Work”, das Sie hier kostenlos herunterladen können: Zum Download Sie haben Fragen? Sprechen Sie uns gerne an: Henning Böhne | E-Mail: henning.boehne@kienbaum.de | Tel.: +49 172 911 76 85